Die RAS TSCHUBAI (III)


Kommentarnummer: 1877

Heftnummer: 2753

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

            



Die acht Meter durchmessende Kugel der »Komponente ANANSI« ruht in der 100 Meter durchmessenden Zentralkugel oberhalb der Zentrale im Bereich von Etage 16-06 und 16-07 in einer Halle von 28 mal 28 mal 10 Metern Größe. Das Innere der Kugel wirkt, als sei es von Abertausenden allerfeinster Spinnweben durchzogen, an deren Fäden Millionen Tautropfen glitzern, oder funkelnde Diamanten, die in allen Farben blitzen. Inmitten dieser Fäden sitzt wie eine Statue aus bläulichem Glas die Gestalt eines vier- oder fünfjährigen Mädchens, das mit großen Augen neugierig in die Welt schaut: ANANSI.
Im Kugelzentrum befindet sich eine 70 Zentimeter durchmessende Sphäre, die neben den Lebenserhaltungssystemen die knapp 180.000 Kubikzentimeter der bionisch vernetzten egobioplasmatischen Komponente enthält, kurz Zellplasma- komponente – im Prinzip ein neuronales Netz mit hoch regenerativen Binnen- strukturen und trotz der immensen Flexibilität dauerhaften, zellulären mnemotischen Engrammen. Diese Menge reicht aus, um Individualbewusstsein, Persönlichkeit, Intuition und Emotionen, kurz: einen Charakter, auszubilden.
 
Via Bioponblock ist die Zellplasmakomponente hypertoyktisch mit der eigentlichen Rechnertechnik verzahnt, die sich jedoch außerhalb des Standard- universums befindet; es handelt sich quasi um eine »Syntronik auf Halbraumbasis« – eine Semitronik.
Seit dem Hyperimpedanz-Schock von 1331 NGZ funktionieren Syntroniken nicht mehr; schon vorher mussten sie aufgrund der KorraVir-Gefahr auf positronisch- syntronische Hybride abgerüstet werden. Hauptgrund ist, dass die Auslagerung der für die Funktion maßgeblichen hyperenergetischen Feldstrukturen in eigenständige Miniaturuniversen des Hyperraums deutlich energieaufwendiger ausfällt und somit massiv erschwert ist sowie überdies beim für Syntroniken notwendigen miniaturisierten Rahmen mit extremer Instabilität zu kämpfen hat. Versuche ab etwa 1350 NGZ, das Syntron-Prinzip auf das Niveau des Halbraums zu reduzieren, erwiesen sich zunächst als wenig erfolgreich. Leider bestätigte sich wieder einmal, dass die inzwischen seit Jahrtausenden eingesetzte und als »bekannt« eingeschätzte Halbraum-Technologie noch längst nicht alle Geheimnisse offenbart hat.
 
Die Semitronik folgt im Prinzip dem ursprünglichen Entwurf eines Syntrons. In Fachkreisen wurde dieser »Waringer-Design« genannt, wenngleich sich Geoffrey Abel Waringer gegen diese Bezeichnung gesträubt und behauptet hatte, der ursprüngliche »Input« sei seinerzeit noch von Payne Hamiller gekommen (PR-Computer 1129). Hier wie dort ist für den Rechner ein hyperenergetisches statt eines festmateriellen Innere vorgesehen, sodass sorgfältig strukturierte und miniaturisierte hyperenergetische Feldstrukturen jede Art von »Mechanik« ersetzen. Überaus dynamische, miteinander vernetzte Hyperfelder unterschiedlicher Feinstruktur übernehmen die Funktionen von Prozessor, der Datenkanäle, der internen und externen Speicher, der peripheren Kontrollgeräte und so weiter – und ihrer hyperphysikalischen Natur entsprechend erfolgen sämtliche Prozesse weitgehend zeitverlustfrei.
 
Beim Design der miniaturisierten Projektoren als erster Komponente, die die zahlreichen hyperenergetischen Strukturfelder erstellen und unterhalten, konnte auf die Erfahrungen mit Syntroniken zurückgegriffen werden. Es bedurfte allerdings zunächst der Entwicklung eines Hyperkristalls wie Howalkrit, um die nötigen Bauteile in der Praxis gestalten zu können.
 
Howalkrit ist ein künstlich erzeugter smaragdgrün-transparenter Hyperkristall, der auch unter erhöhter Hyperimpedanz bei 100 Prozent Stabilität gegenüber normalem oder HS-Howalgonium verbesserte Leistungen aufweist. Die Erzeugung findet in zwei Schritten statt: 1) Durch Beschuss von Normal-Howalgonium mit Quintronen, das im Puls von 8192 Hertz ent- und wieder an gleicher Stelle rematerialisiert wird, bildet sich bei gleichzeitiger Hyperdim-Rotation künstlich »hyperladungsstabilisiertes« Howalgonium. 2) Bei einer abermaligen Ent- und Rematerialisierung wird das HS-Howalgonium mit Salkrit im Mikrogrammbereich katalytisch wirksam dotiert. Die besondere Leistung ergibt sich, weil Teile der UHF- und SHF-Strahlung des Salkrits in niederfrequente hyperenergetische Bereiche »herabtransformiert« werden – ähnlich wie in Leuchtstoffröhren durch Fluoreszenz UV- in sichtbares Licht umgewandelt wird. Diese lassen sich in normaler und bekannter Weise nutzen, verleihen dem Howalkrit aber eine höhere Leistung und einen besseren Wirkungsgrad, da die »Hyperfluoreszenz« ja zur normalen Hyperstrahlung des HS-Howalgoniums hinzuzurechnen ist.


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