Die KRUSENSTERN (I)


Kommentarnummer: 1855

Heftnummer: 2731

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

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Der am 3. September 1463 NGZ auf Rhea geborene Viccor Bughassidow entstammt einer Familie, die ihre Wurzeln auf Umwegen über zwei Dutzend Planeten bis ins zaristische Russland zurückverfolgen kann. Nach der Auswanderung ins Taranis-System und der Besiedlung von Rhea, des erdgroßen Monds des Riesenplaneten Iapetos, folgte das übliche Auf und Ab derartiger Familiengeschichten. Eine besondere Rolle hatte vor sieben Generationen Anatol Bughassidow – als geschickter Kaufmann begründete er mit allerlei Handelsgeschäften das Familienvermögen, dessen Alleinerbe Viccor Bughassidow ist.
 
Da Bughassidow weder Neigung noch Begabung zeigte, die kaufmännische Bewegungsrichtung der Familie fortzusetzen, widmete er sich als Autodidakt seiner großen Leidenschaft, der Astroarchäologie. Von Wissenschaftskreisen gerne ignoriert, sieht er sich – in einer Welt, in der alles scheinbar schon entdeckt ist – als Entdecker. Als Medusische Welten umschreibt er jene Dunkelwelten zwischen den Sternen der Milchstraße, von denen es Abermilliarden geben muss. Vor diesem Hintergrund braucht es nicht zu verwundern, dass Bughassidow sein privates Raumschiff KRUSENSTERN getauft hat.
 
Adam Johann Baron von Krusenstern lebte von 1770 bis 1846 und war ein deutsch-baltischer Admiral der russischen Seeflotte, der von 1803 bis 1806 die erste russische Weltumsegelung unternahm. Nach ihm wurde ein Krater auf dem Mond sowie eine Pazifikinsel benannt. Das Krusenstern-Riff südlich der nordwestlichen Hawaii-Inseln gilt als Phantominsel, die vermutlich nie existiert hat. Im Gegensatz zu Baron von Krusenstern ist Bughassidow davon überzeugt – wie wir inzwischen wissen zu Recht –, dass er keinem Phantom nachjagt.
 
Die KRUSENSTERN ist ein ehemaliger Fragmentraumer der Posbis, dessen Alter rund elftausend Jahre beträgt. Mit dem ursprünglichen grob würfelförmigen Raumer hat das heutige Schiff allerdings nur noch bedingt etwas zu tun. So wurden beispielsweise nach Bughassidows Wünschen die typischen Aufbauten der Posbis umgebaut und verändert, sodass sich die Kantenlänge von zunächst 3000 Metern jetzt etwa 2500 Meter reduzierte. An der Oberseite – dem Bugbereich – wurden die Aufbauten dergestalt modifiziert, dass sie einer Mischung aus mittelalterlichem Märchenschloss und der Moskauer Basilius-Kathedrale ähneln, allerdings erheblich größer sind und eine zentrale Dockingbucht umgeben. Teil dieser markanten Aufbauten ist der »Kreml«, in dem Bughassidow meist seine Gäste empfängt.
 
Eine Reihe vergleichbarer spezieller Räumlichkeiten gibt es auch im Inneren des Schiffes. Die Kaverne des »Mechanischen Labyrinths« – ein Labyrinth von Gängen und Schächten, Stollen und Tunneln und Räumen in einem würfelförmigen Bereich von 110 Metern Seitenlänge – wurde von Bughassidow bereits so vorgefunden. Es handelt sich um ein ehemaliges Posbi-Kunstwerk, dessen Wege sich permanent verschieben, während der Gravitationsvektor ebenfalls immer wieder und unvorhersehbar wechselt.
 
Das Observatorium ist ein »schwereloser Raum«. In dem würfelförmigen Raum von 231 Metern Kantenlänge herrscht weitgehend Schwerelosigkeit, allerdings existieren gravomechanische »Bahnen«, an denen man entlangschweben kann. Die Front des Raumes – seine Stirnseite – ist vollständig verglast; das transparente Panzertroplon erlaubt einen direkten Blick in den Weltraum.
 
Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich im Heckbereich die »Alte Oblast« – sie hat wie der Schwerlose Raum eine Kantenlänge von 231 Metern. Hier lagern allerlei Posbi-Artefakte, Bauteile für Posbis, aber auch anderes, nicht definierbares Gerät. In der »Alten Oblast« als eine Art Reservat oder Refugium residieren Alt-Posbis, die nichts mehr mit dem Schiffsbetrieb zu tun haben, aber das Schiff nicht verlassen wollten.
 
Die »Kleine Krim« ist eine ausgedehnte, etwa 1400 mal 1400 Meter messende und 150 Meter hohe Halle über dem Beibootdeck, die durch ihre parkähnliche Landschaft und den bis zu 30 Meter tiefen See besticht. Vom Hallenzugang aus erstreckt sich eine 1200 Meter lange und maximal 420 Meter breite Landzunge in den See, die eigentliche Krim.
 
Die Technik der KRUSENSTERN ist eine Mischung aus Erzeugnissen mehrerer galaktischer Völker. Bughassidow hat bei Terranern, Mehandor-Springern, Arkoniden, Cheborparnern und anderen eingekauft. Das Schiff verfügte zunächst nur über eine reine Bordpositronik. Inzwischen wurde ein Plasmakommandant integriert. Vorhanden sind modernste Triebwerke und starke Defensivschirme; sie wurden – ebenso wie die Offensivwaffen – aufgerüstet.


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