Tribunal-Technik ?


Kommentarnummer: 1854

Heftnummer: 2730

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

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Ob bei der 232-COLPCOR – dem Schiff von Richter Matan Addaru Dannoer –, der CHUVANC von Richter Chuv, Raumern der Onryonen und Jaj oder letztlich beim Technogeflecht auf Luna – in allen Fällen scheint ein übereinstimmendes Merkmal die Verwendung von sogenannten tt-Progenitoren zu sein. Unklar bleibt, auf wen diese »Tribanal-Technik« zurückgeht, wenngleich insbesondere die Tolocesten damit zu tun zu haben scheinen.
 
An Bord der 232-COLPCOR sprach Angakkuq davon, dass es sich bei den Basiseinheiten der Technik um sehr kleine, für normale Augen kaum sichtbare prototechnische Stammzellen handelt, die ihre Kraft aus dem Hyperraum schöpfen – eben die totipotenten technischen Progenitorzellen oder tt-Progenitoren.
 
Totipotenz bezeichnet die Fähigkeit zur Bildung des Ganzen. In der Zellbiologie werden Zellen dann als totipotent bezeichnet, wenn sie in geeigneter Umgebung, wie zum Beispiel in einer Gebärmutter, noch zu kompletten Individuen heranwachsen können. Als pluripotent bezeichnete Stammzellen können zu jedem Zelltyp eines Organismus differenzieren, da sie noch auf keinerlei bestimmten Gewebetyp festgelegt sind. Sie sind jedoch, im Gegensatz zu totipotenten Stammzellen, nicht mehr in der Lage, einen gesamten Organismus zu bilden, da pluripotente Zellen kein extraembryonales Gewebe bilden können.
 
Multipotente Stammzellen wiederum können sich zu verschiedenen Zelltypen einer bestimmten Linie entwickeln. Im Gegensatz zu den pluripotenten Stammzellen sind sie aber nicht mehr in der Lage, sich zu nahezu jeder Körperzelle zu entwickeln. Zu den multipotenten Stammzellen gehören die adulten (lateinisch für erwachsen, auch somatisch genannte) Stammzellen; aus ihnen werden während der gesamten Lebensdauer des Organismus neue spezialisierte Zellen gebildet, haben aber im Allgemeinen ein deutlich geringeres Selbsterneuerungsvermögen und ein eingeschränkteres Differenzierungspotenzial als embryonale Stammzellen.
 
In der Biologie ist eine Progenitorzelle oder Vorläuferzelle der Abkömmling einer multipotenten adulten Stammzelle oder wurde aus fetalem Gewebe isoliert. Sie weist einerseits hinsichtlich ihrer Regenerationsfähigkeit Stammzelleigenschaften auf, ist aber andererseits auf einen künftigen Funktionsbereich festgelegt – allerdings ist diese »Festlegung« noch umkehrbar. Progenitorzellen werden daher auch als determinierte Stammzellen bezeichnet; im allgemeineren Sinn steht die Bezeichnung als Synonym für Stammzelle.
 
Wie stark diese Ableitungen oder Vergleiche aus der Biologie auf die Tribunal-Technik der tt-Progenitoren anzuwenden sind, muss vorläufig offenbleiben. Im Kern handelt es sich bei ihnen nicht um normale Materie im konventionellen Sinn – wenngleich sie auf den ersten Blick durchaus so wirken –, sondern vielmehr um eine teilmaterielle Manifestation mit beachtlichem freien hyperenergetischen Anteil. Insbesondere Letzteres gestattet konkrete Materialisationen weiterer festmateriell erscheinender Objekte, vergleichbar einer Materieprojektion, während im Gegenzug der abgeflossene hyperenergetische Anteil durch automatischen Ladungsausgleich ähnlich einer Hyperzapfung ersetzt oder wieder aufgefüllt wird.
 
Oder wie Angakkuq es formulierte: Die tt-Progenitoren vermögen sich zu teilen, zu vermehren und – wenn sie Schaden genommen haben – selbst zu heilen. Sie sind nie allein. Sie reden miteinander – immer, ohne Unterlass. (PR 2724) Durchaus möglich also, dass, ausgehend von einer gewissen kritischen Masse von vielleicht einer oder wenigen Tonnen, ein komplettes Schiff regeneriert werden kann.
 
Weiterhin tauschen die tt-Progenitoren ihre Erfahrungen aus, gleichen sie ab, passen sich an und erzeugen ein Update ihrer selbst. Angakkuq betonte, dass der Informationspuls das Schiffsganze in Perioden von etwa einer Zehntelsekunde durchläuft und sich dieser Informationspuls, wenn nötig, beschleunigt. Mit anderen Worten: Die tt-Progenitoren sichten und erforschen ihre Umwelt jederzeit nach neuen und interessanten technischen oder biologischen Bauplänen. Aus diesem Grund vermag die 232-COLPCOR in kürzester Zeit fremde Technologien zu imitieren, zu adaptieren – und möglicherweise zu optimieren. Und das wiederum heißt im Extrem: Wer sich auf einen Konflikt mit einem Schiff wie der 232-COLPCOR einlässt, hat es in kürzester Zeit mit einer vervollkommneten Version der eigenen Technologie zu tun.
 
In diesem Sinn bedeutet 232-COLPCOR nicht, dass mindestens noch 231 andere Schiffe dieser Art existieren, sondern, dass dieses Schiff bereits zweihunderteinunddreißigmal COLPCOR gewesen ist …


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