Am Beispiel des Weltraum-Vergnügungszentrums CASINO UNIVERSO erfahren wir, welche Auswirkungen der Hyperschock auf Schiffe und stationäre Einrichtungen haben kann, die sich im All befinden. Das genannte Casino ist eine Raumstation, bestehend aus einem 500 Meter langen und an der dicksten Stelle 200 Meter durchmessenden, spindelförmigen Zentralsegment, um das sechs hochkant stehende Scheiben mit 400 Metern Durchmesser und 100 Metern Dicke herum gruppiert sind. Diese „Blütenblätter“ werden wiederum von einem Perimeterring umfasst. Die Station umkreist eine Sonne, die ca. 214 Lichtjahre von der Freihandelswelt Lepso entfernt ist. Durch ein Raumbeben ist sie aus dem Orbit geworfen worden und droht in wenigen Tagen in die Sonne zu stürzen. Da infolge des Hyperschocks die meisten Geräte an Bord ausgefallen sind - nur ein Fusionsreaktor, eine Notfallpositronik und das Prallfeld funktionieren noch - besteht keine Möglichkeit, die Umlaufbahn zu stabilisieren oder sonst irgendetwas gegen den drohenden Untergang zu tun. Das Ende der etwa 1200 Personen an Bord (die meisten davon zwielichtige Gestalten, Glücksritter und Kriminelle) scheint besiegelt zu sein.
Da erreicht ein Springerschiff das Casino. Es wurde notdürftig auf Low-Tech-Betrieb umgerüstet und ist weit und breit das einzige Schiff, das nach dem Hyperschock noch fliegen kann. Der Patriarch des Schiffs hat den Notruf des Casinos empfangen und ist bereit, jeden zu evakuieren, der sich das leisten kann - nur leider ist die Springerwalze lediglich 80 Meter lang, ein Beiboot also, das maximal 32 Personen befördern könnte. Kellborn, der Kommandant der Casinostation, kommt gar nicht dazu, weiter mit dem Patriarchen zu verhandeln, denn der ebenfalls anwesende Chef eines Verbrechersyndikats erschießt den Springer, während seine Leute die Besatzung umbringen und das Schiff kapern. Kellborn wiederum tötet den Syndikatsboss und ruft Sicherheitskräfte zu Hilfe. Nun hat Kellborn zwar ein funktionierendes Schiff, aber wie soll er entscheiden, wer die Station verlassen darf und wer bleiben muss?
Kellborn kommt auf die ziemlich makabre Idee, dass die Leute um ihr Leben spielen sollen. Schließlich sind sie alle wegen des Spiels auf der Station, jetzt geht es eben um den höchstmöglichen Einsatz. Und so beginnen tatsächlich die „Todesspiele“. Wer in einem solchen Spiel verliert, muss sterbe- - und zwar nicht erst, wenn das Ende der Station kommt, sondern sofort! Alle Verlierer müssen entweder ein tödliches Gift nehmen oder sie werden erschossen. Alle beugen sich diesem Verfahre- - alle bis auf den „Magier“ Thau aus der Galaxis Sharitme. Dieser Ornithoide hat hypnosuggestive Kräfte und nutzt diese, um beim Spiel zu betrügen. Als der Betrug durch Zufall auffliegt, kommt es zu einer schrecklichen Schießerei, bei der auch Thau getötet wird. Letzten Endes bleiben 33 Personen übrig. 32 fliehen mit dem Springerschiff. Der letzte ist Kommandant Kellborn. Er bleibt freiwillig zurück und verglüht mit der Raumstation, als diese in die Sonne stürzt.
Johannes Kreis |
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Thomas Ziegler ist ein Name, der bei „Altlesern“ Erinnerungen an die frühen Achtziger weckt, als Rainer Zubeil (so der bürgerliche Name des jetzigen Gastautors) Stammautor war und auch an den Exposés mitarbeitete. Jetzt darf er nur einen Lückenfüller schreiben, der immerhin ganz unterhaltsam zu lesen ist. Nur die Idee der „Todesspiele“ ist für mich nicht überzeugend. Mir will nicht einleuchten, warum sich alle diesem unmenschlichen Reglement unterwerfen. Auf der Station tummeln sich doch die Kriminellen nur so, viele sind bewaffn-t - eigentlich wäre es unausweichlich, dass da der eine oder andere versuchen würde, sich den Weg freizuschießen.
2233 Romane lang hat man nichts über die „Friedensfahrer“ gelesen, jetzt sieht es so aus, als seien sie überall. So war der Magier Thau auf der Flucht vor ihnen und war bis zuletzt davon überzeugt, dass sie ihn auch im Weltraumkasino aufspüren würden. Warum ist man ihnen noch nie zuvor begegnet?
Johannes Kreis
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Kellborn, ein bisher vom Leben enttäuschter Raumfahrer, tritt hoffnungsvoll einen neuen Dienst als Kommandant der Vergnügungsstation CASINO UNIVERSO an. Er wird von einem Konsortium beauftragt, für das Wohl der Gäste zu sorgen und die Station in Schwung zu halten. Der Hyperimpedanz-Schock sorgt aber dafür, dass die Station in große Schwierigkeiten gerät. Sie beginnt, in einer langen Spiralbahn um die Sonne zu wandern, an deren Ende der Tod in der Sonne steht.
An Bord kann sich Sgarde Norte, die eine unfreiwillige Gehilfin eines ebenfalls in der Station befindlichen Verbrecherbosses ist, gerade noch vor einem wütenden Gurrad retten. Diesen hat sie im Auftrag des Bosses bestohlen. Als sie ihm das Beutestück bringt, entlässt er sie aus seinem Dienst, in den er sie durch eine Mikrobombe in ihrem Körper gezwungen hatte – nicht aber ohne ihr zu sagen, dass sie alle sowieso nur noch drei Tage zu leben haben.
Thau, ein vogelähnliches Fremdwesen, hat nach einer Flucht aus der Galaxie Sharitme vor den Friedensfahrern von Bahnhof zu Bahnhof entlang der Universalen Schneise die Milchstraße erreicht. Seine Flucht hat ihr vorläufiges Ende auf der CASINO UNIVERSO gefunden.
Kommandant Kellborn erhält nach etlichen vergeblichen Notrufen endlich Antwort. Ein Schiff der Springer hat den Notruf gehört und bietet Hilfe an. Allerdings sollen die reichen Gäste dafür eine Unsumme zahlen.
Als das Springerschiff TENKIM-III-C andockt, ermordet der Verbrecherboss Rogolov Traminer alle Springer, wird aber dann von Kellborn getötet. Das Springerschiff fasst nicht mehr als etwa vierzig Leute, auf der Station befinden sich jedoch mehr als tausend. Kellborn fasst den schweren Entschluss, Todesspiele abzuhalten, deren Preis jeweils das Überleben ist. So stehen sich die Glücksspieler, Blues, Epsaler, Ertruser, Topsider und Angehörige vieler anderer Völker, gegenüber und spielen um den höchsten Einsatz, ihr Leben.
Der Fremde namens Thau, ein N'eichan, spielt ebenfalls mit, was aber niemand weiß: Er besitzt die Gabe der Illusion, mit der er sich bereits vor den Friedensfahrern retten konnte, die ihn eingekerkert hatten. Nun setzt er diese Gabe ein, um in den Spielen zu betrügen. Stay Kalgandir ist eines der Opfer dieser Machenschaften, doch durch einen für ihn glücklichen Zufall fliegt der Betrug auf. Thau gerät in Panik und versucht, die Illusion auf alle auszudehnen und sie gegeneinander zu hetzen, doch Kalgandir kann der Illusion widerstehen und tötet das Vogelwesen mit einem Vibratormesser.
Die meisten der tausend Stationsbewohner und der Besatzung haben den Tod gefunden. Nur dreißig Crew-Mitglieder und zwei Passagiere überleben das Gemetzel. Der Kommandant bleibt allein auf der Station und bereitet ihr und sich ein selbst gewähltes Ende, indem er den Energieschutzschirm abschaltet und die gewaltige Hitze ihn und die Station verschlingt.
Perrypedia
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Neue Technik: Der Daellian-Meiler
Bereits Anfang 1325 NGZ hatte Malcolm S. Daellian erste Konzepte vorgelegt, die die Entwicklung und den Bau eines »Hyperkonverters zur Masse-Energie-Transformation auf der Basis kaskadierender Transitionsfelder« zum Ziel hatten, kurz »Mikro-Transitions-Hyperkonverter« (MTH), der schon bald bei den beteiligten Studenten meist nur »Daellian-Meiler« genannt wurde. Im Vergleich zur Nugas-Schwarzschild-Technologie sollte er bei der Energieerzeugung auch unter der Einwirkung einer erhöhten Hyperimpedanz vergleichbare Leistungswerte bei geringerer Störanfälligkeit aufweisen und überdies nicht nur mit Nugas, sondern mit jeder Art per Desintegrator zu Feinstaub pulverisierter Masse beschickt werden können. Ende 1331 NGZ wurde nun an der Waringer-Akademie als eins der ersten praktischen Ergebnisse ein funktionstüchtiger MTH-Prototyp vorgestellt, in den neueste Erkenntnisse aus Materialforschung und aktueller Hyperphysik eingeflossen sind. Festzuhalten ist, dass seit der ursprünglichen Erforschung der Nugas-Schwarzschild-Technologie die Zeit natürlich nicht stehen geblieben ist und es immerwieder zu Verbesserungen kam. Der Hyperimpedanz-Schock hat allerdings gezeigt, dass die eigentlich bewährte NSR-Technik unter den neuen Bedingungen problematisch ist. Der ungeheure Druck der Protonenballung in den Zwölf-Meter-Vorratskugeln, durch Pressfelder permanent aufrechtzuerhalten, macht beispielsweise eine Reduzierung der Beladung notwendig, sodass sie statt mit bislang 200.000 Tonnen nur noch mit 50.000 Tonnen gefüllt werden. Unwägbarkeiten gibt es auch beim »Reaktorfeld« selbst, das mit höchster Pulsrate arbeitet und neben dem Schwarzschildeffekt auch die Protonen-Antiprotonen-Annihilation jederzeit beherrschen muss.
Im ersten Reaktionsschritt führt nämlich ein extrem starkes, künstliches Schwarzschildfeld in einem Bereich von wenigen hundert Nanometern Durchmesser genau gesteuert einen künstlichen Gravitationskollaps herbei. Die entstehende Gammastrahlung wird, mit Hilfe eines Wandlers transformiert. Eine Spezialschicht ermöglicht es, die energiereichen Quanten in einer Art »Superfotoeffekt« zum Beispiel in nutzbaren elektrischen Strom umzuformen. Da das Schwarzschildfeld nur für 1,36 Pikosekunden besteht, kommt die zweite Hälfte der Reaktionsmasse in Form von Antimaterie wieder zum Vorschein, so dass die übliche Standardfrequenz von 800 Gigahertz eine dem Gravitationskollaps folgende Annihilation ermöglicht. Im Gegensatz dazu kann der »Oaellian-Meiler« nicht nur jede Art von Masse verwerten, sondern ist auch in der allgemeinen Handhabung deutlich ungefährlicher. Es ist keine Nugas-Lagerung notwendig, es entsteht keine Antimaterie mit dem Risiko einer unkontrollierten Annihilation, und der Kollaps des Schwarzschildfelds ist ebenfalls nicht erforderlich. Grundlage ist das bereits von den alten Arkoniden erstmals entwickelte Konzept eines Masse-Energie¬Pendlers, wenngleich im Wirkungsgrad um ein Vielfaches verbessert.
Bis zu zehn Mikrotransitions-Strukturfelder sind dicht gestaffelt in Reihe geschaltet, so dass eingeleitete Masse noch während der Rematerialisierung vom nur wenige Mikrometer entfernt platzierten Transitionsfeld augenblicklich wieder entstofflicht wird und mit jeder weiteren Kaskadenstufe an Stabilität verliert. Am Ende erfolgt die Umsetzungvon Masse in pure Energie in Form eines Gammabursts, der auf bewährte Weise per Superfotoeffekt umgeformt und weiterverwertet wird. Gemäß E = mc² ist wie beim NSR-Prozess die Umsetzung eine hundertprozentige. Beim NSR gehen von dieser Bruttoleistung aber wegen der erhöhten Hyperimpedanz vierzig Prozent zur Aufrechterhaltung der Reaktion, fürdie Umwandlung in Verbrauchsenergie sowie fürandere Sekundärprozesse ab - die Nettoleistung beträgt also im Gegensatz zu den früheren fünfundsiebzig nur noch sechzig Prozent! Den gleichen Wert erreicht nun auch der Mikro-Transitions-Hyperkonverter. Hauptverlustquelle ist derzeit noch der erhöhte Verbrauch für die Transitionsfelder, vergleichbar der allgemeinen Transmitter-Nutzung, während aufgrund der extrem geringen Überbrückungsdistanzvon nicht einmal einem Millimeter für alle zehn Kaskadenstufen eine den normalen Transmittern entsprechende »Transport-Verlustquote« nicht beobachtet wird. Die durchaus berechtigte Hoffnung, dass mit einem erweiterten Verständnis der Hyperimpedanz-Erhöhung auch die Transitionsfelder besser in den Griff zu bekommen sind und die Ausbeute dann sogar über der der NSR liegen wird, stimmt ebenfalls optimistisch
Rainer Castor
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