Die Anoree (I)


Kommentarnummer: 1949

Heftnummer: 2825

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

            



Die Anoree sind haarlose, weißhäutige Humanoide mit eiförmig lang gezogenen,großen Schädeln und kleinen Gesichtern. Sie bedienen sich vieler technischerHilfsmittel in Mikrobauweise und tragen diese überall am Körper. Es ist schon eineWeile her, seit wir erst- und letztmals von den Anoree gehört haben – entsprechendgroß ist selbstverständlich die Überraschung, ihnen bei den Eyleshioni auf derDunkelwelt Eyyo zu begegnen. Während darauf im vorliegenden Roman eingegangenwird, befassen wir uns hier mit den Hintergründen – sie führen uns in die Zeit nach dem Hangay-Transfer, zu den sogenannten Blitzern, den Cantaro, den Jahrhunderten der Monos-Diktatur und dem faszinierenden Transportsystem der Schwarzen Sternenstraßen zurück. Die uns als NGC 7331 bekannte Spiralgalaxis Neyscuur ist die Hauptgalaxis derNGC-7331-Gruppe im Sternbild Pegasus und rund 50 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Mit annähernd 100.000 Lichtjahren Durchmesser entsprichtdie Größe der Sterneninsel vom Typ Sb, in der sich das Schwarze Sternentor Cintexx befindet, etwa der der Milchstraße.
 
Einige Millionen Lichtjahre vonNeyscuur entfernt ist die Kleingalaxis Gorandaar mit dem Schwarzen SternentorAguiri. In Gorandaar umkreist Aylay, die verlassene Ursprungswelt der Anoree, alszweiter Planet die erlöschende rote Sonne Gemesch. Die in der ganzenNGC-7331-Gruppe verbreiteten Anoree werden in der Verkehrssprache Neyscuurs,dem Neyscam, auch Anorii genannt – »die Seienden«.Ihre Vorfahren trafen, nachdem sie vor mehr als zwei Millionen Jahren dieinterstellare Raumfahrt entwickelt hatten, mit einem uralten Intelligenzvolkzusammen, den Durr-ai-rajmscan (Herren der Straßen) oder Machraban(Archäonten). Der Ursprung dieser wahren Erbauer der Schwarzen Sternenstraßen war vor rund 2,8 Millionen Jahren das Zusammentreffen der Viperter und Eskuquel und ihre Erkenntnis, dass beide Völker von den V'Aupertir abstammten. Sievereinigten sich und gaben sich den Namen Amarena – »das Volk«. Eine weiterentwickelte Technologie der Eskuquel diente dazu, die Schwarzen Sternenstraßen zu benutzen, um das Universum zu durchwandern – ein interstellares und intergalaktisches Transportsystem, das auf der künstlichen Verbindung zwischen Schwarzen Löchern basierte.
 
Mehr als 100.000 Jahre lang wurde das Netz ausgebaut und die Schwarzen Löcher mit Steuerstationen versehen – es erreichte vor etwa 2,59 Millionen Jahrendie gewaltige Ausdehnung von über 100 Millionen Lichtjahren Durchmesser. EtlicheVölker erhielten Lizenzen zur Nutzung der Schwarzen (Sternen-) Tore, die zum Sternenstraßen-System gehörten und ähnlich wie ein Transmitter arbeiteten.Ihre Zahl war eng begrenzt und betrug eines bis fünf pro Galaxis – je nach deren Größe und Bedeutung. Es gehörten also keinesfalls alle Schwarzen Löcher zu dem Transportsystem. Unter dem Ereignishorizont gab es unterschiedlich große undgeformte Steuer- und Schaltstationen, die das Zentrum des Schwarzen Lochsumkreisten – die sogenannte Singularität. Die bemannten oder unbemannten Stationen bestimmten, in welche Richtung gesendet oder aus welcher Richtungempfangen wurde. Von ihnen erzeugte hyperenergetische Transitionsfelder übernahmen auch den Transport via Kurztransition – beispielsweise zur Rematerialisation150 Lichtsekunden über dem Ereignishorizont des SchwarzenLochs.Wachsende logistische Probleme richteten den Unmut der Völker auf dieAmarena, das »Zeitalter der Gewalt« brach an.
 
Schließlich beschlossen dieAmarena, die Kampfhandlungen einzudämmen, indem sie allen Völkern die Lizenzzur Benutzung der Schwarzen Sternenstraßen entzogen. Die Schwarzen Löcherwurden wieder in Todeszonen verwandelt.Bis vor rund 2,2 Millionen Jahre setzten die Amarena, die ihre Körperlichkeitbehalten hatten und keinesfalls zu einer Superintelligenz werden wollten, ihretechnische Weiterentwicklung fort – dann brach das »Zeitalter des Geistes« an. Mitder Tendenz zur Verinnerlichung wurde Technik zweitrangig; wegen der zunehmenden Langlebigkeit sank das Fortpflanzungsvermögen. Zugleich erwachte inden Amarena die Sehnsucht nach Amagorta, einem Ort der Abgeschiedenheit als letzter Heimstatt. Vor etwa zwei Millionen Jahren fanden sie nach langer Suche daslegendäre Schwarze Loch im Zentrumsbereich einer abgelegenen Galaxis und löschten deren Position sowie die ihrer Nachbarn aus den Karten der Schwarzen Sternenstraßen. Die Verantwortung für das Netz der Sternenstraßen übertrugen die Amarena an die Anoree, weihten sie in die Funktionsweise der Schwarzen Tore ein und verschwanden dann in der Absicht, sich zur Verinnerlichung zurückzuziehen.


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