Die Purpur-Teufe (II)


Kommentarnummer: 1945

Heftnummer: 2821

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

            



Zur Versetzung eines Planeten werden in der ersten Phase die Purpur-Bojen aktiviert. Ein zunächst transparent-purpurnes hyperphysikalisches Kraftfeld entsteht, das den Planeten umgibt und unsichtbar hyperenergetischen Kontakt zur Sonne herstellt. Auf diese Weise wird die für den Transfer notwendige Energie aus dem nächstliegenden Stern gezogen – im Fall von Sheheena/Medusa also aus Mitraia/Sol. Die Effekte waren im geschilderten Fall sofort dramatisch: Sonnenstürme wurden entfacht und tobten, riesenhafte Eruptionen brachen aus.
 
In der zweiten Phase wird das Hyperfeld mehr und mehr aufgeladen und gesättigt. Sheheena lag hinter einem wabernden Schleier. Die hyperenergetischen Tentakel der Purpur-Teufe zogen Energie aus der Sonne, pumpten sie in den Schleier um den Planeten. Ein Dutzend und mehr Verbindungsadern irrlichterten im All. Sie schlängelten, peitschten und wanden sich, als würden sie leben. Konventionelle wie auch hyperenergetische Strahlung erreichten Spitzenwerte. Gewaltige koronale Massenauswürfe rasten durch das Solsystem – Terra/Kerout wurde zum Glück aber von keinem getroffen. Sämtliche Planeten wurden von heftigen tektonischen Erschütterungen heimgesucht.
 
Im dritten Schritt projiziert die Purpur-Teufe den eigentlichen Purpur-Tunnel in Bewegungsrichtung des zu versetzenden Planeten. Sheheena flog also auf der normalen Umlaufbahn auf diese Öffnung zu, bei der es sich um einen Aufriss zum Linearraum handelte. Grob kreisförmig, mit einem Durchmesser von rund 20.000 Kilometern, kontrahierte und weitete sich diese Öffnung wie bei einem schlagenden Herz. Die wabernden Tunnelwände strahlten in einem dunklen Purpur, als würden sie aus wallendem Nebel geformt. In diesem Nebel drehte und wand sich eine gigantische Spirale aus hellpurpurn leuchtenden Punkten. Sie formte den eigentlichen Tunnel als ein Gebilde, das groß genug war, einen Planeten passieren zu lassen. Die Spirale irrlichterte und drehte sich, als wolle sie den Beobachter hypnotisch in sich hineinziehen. Der Tunnel hat eine messbare Normalraumtiefe von mehreren Lichtminuten, wobei sich diese Tiefe aber nicht genau fixieren lässt; die Daten sind nicht eindeutig, verschwimmen, da es ein ständiger Übergang zum Linearraum ist. Sheheena tauchte in den Purpur-Tunnel ein. Die leuchtende Spirale drehte sich um den kompletten Planeten, und es wirkte, als ziehe sie ihn immer tiefer in den Tunnel. Sheheena verkleinerte sich optisch, je tiefer der Planet in den Tunnel raste. Der Purpur-Nebel verpuffte, wo die Welt ihn passiert hatte, die Leuchtpunkte der Spirale lösten sich von ihrer Position und trieben davon. Sie brannten wie grelle Feuer im All, die das Licht der Sterne vertrieben. Nach Sekunden verpufften diese energetischen Flammen und hinterließen ein geisterhaftes, blasses Licht – Energien, die ins Nichts verwehten.
 
Der Plan des rayonischen Waffenmeisters Coyner Cosherryc, der die vier Proto-Bojen von Sheheena manipuliert hatte, ging auf. Im selben Moment, als der Purpur-Tunnel endgültig kollabierte, setzte er die geplante gravomechanische Schockwelle ebenso wie den sextadimensional-asynchronen Impuls frei und brachte Chaos und Verderben über die Tiuphoren im Solsystem. Die Purpur-Teufe wurde damit, auch wenn sie von den Ziquama nicht so geplant war, zu einer wirksamen Waffe, deren Wirkungskreis bis zu einem Lichtjahr weit in alle Richtungen reichte. Neben der direkten gab es überdies die langfristig-biologische extrem mutagene Wirkung, die von Cosherryc und den Rayonen bei ihrem Konterplan in Kauf genommen wurde.
 
Das Solsystem wird durch den Einsatz der Purpur-Teufe nachhaltig verändert – und es betrifft vor allem die Biosphären der Planeten Zeedun/Zeut und Kerout/Terra. Auf der Erde sind vor allem die verbleibenden Kerouten – aber ebenso etliche andere Tier- und Pflanzenarten – binnen weniger Generationen todgeweiht; sie werden unweigerlich aussterben. Dafür machen sich die Primaten auf den Weg zum Erfolg und erleben einen Evolutionsschub – was erklärt, wie es zum Wechsel der dominanten Arten und zum Untergang der Kerouten gekommen ist.
 
Doch damit nicht genug: Sol hat sechsdimensional aufgeblitzt, mit unglaublicher Intensität! Eine zweifellos ungeplante Nebenwirkung, vielleicht eine Art Rückkopplung mit dem Siegel in Sol. Wer immer in einem gigantischen Umfeld über sechsdimensionale Technologie verfügte, konnte das sechsdimensionale Aufblitzen wahrnehmen. Es war, als hätte Sol in diesem Augenblick auf sich aufmerksam gemacht. Über Millionen, wenn nicht Milliarden Lichtjahre konnte jeder Sol sehen und erkennen, dass diese Sonne etwas Besonderes ist …


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