Die Purpur-Teufe (I)


Kommentarnummer: 1944

Heftnummer: 2820

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

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Der Planet Sheheena, aus dem die Dunkelwelt Medusa entstehen wird, nach der Viccor Bughassidow schon seit langem sucht, wurde per Purpur-Teufe aus dem angestammten Sonnensystem gerissen. Es ist davon auszugehen, dass in der Vergangenheit des Jahres 20.103.191 vor Christus eine ganze Reihe weiterer Planeten auf diese Weise vor den Attacken der Tiuphoren in Sicherheit gebracht werden.
 
Die für diese Versetzungen durch Raum und Zeit verwendete Technik stammt von den Ziquama. Diese sehen und verstehen sich als Sternenarchitekten, sind von stellaren Objekten fasziniert, untersuchen und erforschen sie, versuchen suchen sie zu manipulieren oder gar zu neuen Konstellationen zusammenzustellen. Die Ziquama fühlen sich berufen, dem Universum – und sei es zunächst auch nur in kleinen Segmenten – eine ästhetische Gestalt zu geben, als Beweis, dass es Bewusstsein hervorgebracht hat. In der aktiven Gestaltung des Kosmos sehen sie ihren Auftrag.
 
Mit den Purpur-Teufen können sie jedenfalls nach Art eines Fiktivtransmitters ganze Planeten aus ihren Sonnensystemen reißen und in die Sicherheit des Raumes zwischen den Sternen befördern. Die Ator Sichu Dorksteiger äußerte sich allerdings skeptisch, ob die Wirkung tatsächlich mit einem Fiktivtransmitter vergleichbar ist. Ihrer Ansicht nach konnte es ebenso eine besondere Art von Transition sein wie mit Blick auf den Begriff Purpur-Tunnel eine den Situationstransmittern vergleichbare Funktionsweise. Diese sind bekanntlich im eigentlichen Sinne gar keine Transmitter, sondern basieren auf Halbraumtechnik und erzeugen extern ebenfalls einen Tunnel, durch den die Transportobjekte vielfach überlichtschnell ans Ziel gelangen.
 
Hauptunterschied zu diesen durchaus ähnlichen Verfahren ist, dass per Purpur-Teufe nicht nur die räumliche Versetzung stattfindet, sondern ebenso eine zeitliche. Wie viele Jahre genau, hängt von der jeweiligen Teufentiefe ab. Bislang wurde keiner der versetzten Planeten zeitlich wieder eingeholt; sie befinden sich »irgendwann in der Zukunft«. Versuche mit quasiplanetaren Objekten, die über einige Lichttage versetzt wurden, haben zu Zeitversetzungen von einigen Jahren geführt. Die Ziquama gehen bei Ferntransporten von einer Versetzung um mindestens eintausend Jahre aus. Je nach räumlicher Transportweite können es also erheblich mehr sein. Jahrzehntausende oder gar Jahrmillionen! Von Gucky stammt in diesem Zusammenhang die Vermutung, dass es unter Umständen gar kein überlichtschneller beziehungsweise zeitverlustfreier Transport ist, sondern nur ein quasi-lichtschneller, verbunden mit einem Dilatationseffekt (PR 2817).
Auf der zu transportierenden Welt werden für den Transport sogenannte Purpur-Bojen gesetzt – Generatoren, die den hyperphysikalischen Ansatzpunkt für die eigentliche Purpur-Teufe erzeugen. Rein optisch oder materiell betrachtet, sind die Anlagen zylindrische Objekte. Durchmesser und Höhe betragen jeweils fünfhundert Meter. Das Material leuchtet rötlich aus sich selbst heraus – wie Patronit. Die Oberfläche bleibt hierbei allerdings sonderbar verschwommen und wirkt wie unter einem Schleier. Masse- und Energieortung belegen, dass die Normalraumausdehnung der Zylinder nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisbergs ist: Tatsächlich sind sie eigentlich viel ausgedehnter, aber das Hauptvolumen ist in Raumzeitnischen ausgelagert und nur indirekt nachweisbar.
 
Unter optimalen Bedingungen kommen vierzehn Purpur-Bojen zum Einsatz. Sechs arbeiten als Primäranlage und bilden die Eckpunkte eines Oktaeders – vier entlang des Äquators, je eine an den Polen. Hinzu kommen weitere acht in verstärkender oder unterstützender Sekundärfunktion – jeweils vier auf der südlichen und nördlichen Hemisphäre entlang des fünfundvierzigsten Breitengrads. Im Fall von Sheheena konnte diese Komplettausstattung nicht errichtet werden. Zwar wurden die grundlegenden sechs Bojen installiert, aber nur die südliche Hemisphäre des Planeten trug ihre vier weiteren Bojen, die aber noch nicht betriebsbereit waren – und die deswegen Proto-Bojen genannt wurden. Die vier Bojen der nördlichen Hemisphäre des Planeten fehlten vollständig und wurden auch nicht mehr installiert.
 
Die vom rayonischen Waffenmeister Coyner Cosherryc manipulierten vier Proto-Bojen sorgten dafür, dass mit der Eröffnung der Purpur-Teufe eine gravomechanische Schockwelle durch das Solsystem raste. Der Transport selbst löste darüber hinaus – als eine Art Rückkopplung zwischen der Purpur-Teufe und der Sonne – einen sechsdimensionalen Schock aus, den sextadimensional-asynchronen Impuls: Dieser legte höherdimensionale Maschinen und Betriebssysteme lahm.


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