SERUNS (I)


Kommentarnummer: 1941

Heftnummer: 2817

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

Bordkombination    SERUN

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

Weitere Teile:

2818   2819         



Ebenso vielfältig wie die Anforderungen und Einsatzbedingungen sind die Umsetzungen der als Einsatz-, Transport-, Schutz- und Kampfanzüge umschriebenen Bekleidung und ihrer (Zusatz-)Ausrüstung. Seit langer Zeit gibt es als Oberbegriff die vereinfachende Bezeichnung SERUN für semireconstituent recycling unit – »halbwegs wiederherstellende Wiederaufbereitungs-Einheit«.
 
Bereits die Uniform-Standardbekleidung – kurz Bordkombination oder Bordkombi – erfüllt an Bord von LFT-Schiffen die grundlegenden Sicherheitsstandards und ist SERUN-kompatibel ausgelegt. Aufgrund der einteilig wirkenden hautengen Trageweise wird sie im Bordjargon auch ironisch-liebevoll Strampelanzug genannt. Adhäsionsverstärkte Haftbahnen verbinden die Grundkomponenten Stiefel, Unter- und Oberteil zur durchgehenden Kombination, während Memory-Morphing-Elemente die SERUN-Zugänge und/oder sonstige Öffnungen ermöglichen.
 
Eine der Grundlagen ist die Verwendung einer ganzen Klasse von Synthoplast-Verbundstoffen, die unter dem Oberbegriff Ultravario-Atronital-Komposit (UVA-Komposit oder UVAK) zusammengefasst sind. Für sie gilt wie für alle Komposit- oder Verbundstoffe, dass sie Werkstoffe aus zwei oder mehr miteinander verbundenen Materialien sind. Dabei weist der Verbund – abhängig von Größeneffekten sowie den Stoffeigenschaften und der Geometrie der Komponenten – andere Eigenschaften als die Einzelkomponenten auf. Materialgestaltung, Verbundstoffkombination sowie die Reaktionsmöglichkeit auf diverse spezifische Stimuli gestatten die unterschiedlichsten Sonderformen und Effekte.
 
Variable supramolekulare Bindungen, die beispielsweise bei erhöhter Temperatur aufbrechen, sich beim Abkühlen aber ebenso schnell wieder zurückbilden, erlauben dank dieser Reversibilität selbstheilende Materialien. In einem weiteren Schritt kann die Formgebung durch memorisierte Strukturen und Morphing-Eigenschaften beeinflusst werden und aufgrund des Memoryeffekts zwischen zwei und mehr Konfigurationen wechseln. Ein anderes Beispiel sind auf Befehl ent- und einfaltbare Objekte, die häufig aus einer ganzen Reihe von Einzelbauteilen bestehen. Ihnen liegt jeweils ein dem Origami (beziehungsweise modularem Origami, mitunter Tangrami oder Multipiece Origami genannt) vergleichbares Faltmuster des im Allgemeinen folienartigen Ausgangsmaterials zugrunde. Das »Memory-Morphing« entspricht dem jeweiligen Wechsel von Grund- zu Endform und wieder zurück.
 
Das im Normalfall atmungsaktive und hautfreundliche Vielschichtgewebe einer Bordkombi kann durch Aufladung kurzzeitig vakuumfest werden und in Kombination mit den von Handgelenkmanschetten und Kragenwulst projizierten Notfallprallfeldern sowie einer kleinen Hochdruck-Kartusche eine Luftversorgung für fünf bis zehn Minuten sicherstellen, sofern nicht Handschuhe und der im Kragenwulst zusammenrollbare Folienfalthelm zum Einsatz kommen. Zur Basisausstattung gehört selbstverständlich die Selbstreinigung durch Lotoseffekt-Mikroschuppen sowie die Außenbeschichtung mit chromatovariablen Mikropixeln für die Farbgestaltung – im Normalfall Dunkelblau.
 
Im Aggregatgürtel sind Speicherzellen, Gravo-Pak (enthält Antigrav, Mikrogravitator und -gravoneutralisator sowie Gravopuls-Antrieb samt automatischem Lagestabilisator) und leichte Individualfeldprojektoren für sphärisches oder konturnahes Prallfeld integriert; dazu kommen Halterungen, Etuis, Taschen und dergleichen für Zusatzgeräte und Ausrüstung. Der Gürtel zählt zu den externen Standardkomponenten, ebenso der als Sekundärhelm bezeichnete leichte Halbschalenhelm mit randlosem Brillenvisier, Multikom, Mikropositronik und paramechanischem SERT-Interface (siehe Glossar).
 
In die über viele Jahrhunderte vorangetriebene Entwicklung und Verbesserung der SERUNS sind Erkenntnisse eingeflossen, die Perry Rhodans Galornenanzug ebenso wie Mohodeh Kaschas Einsatzkombination geliefert haben. Dazu kamen uralte Erkenntnisse, die die Haluter in ihren roten Kampfanzügen zum Einsatz brachten (beispielsweise Molekülwandler, die das Anzugsmaterial in eine stahlfeste Rüstung verwandeln, sowie Mikro-Materiewandler, die aus beliebigen Grundstoffen atembare Gasgemische oder trinkbare Flüssigkeiten aufbereiten können).
 
Über- und Unterdruck, Vakuum, Hitze und Kälte, Giftgas, Strahlungen, Vibrationen und primitive Waffenwirkungen werden bei SERUNS absorbiert und/oder vom Träger abgehalten. Diese Techno-Welt in Miniatur stellt dem Träger so auch bei widrigen Umweltbedingungen eine eigenständige, weitgehend in sich geschlossene Ökosphäre zur Verfügung.


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