Sonnensiegel und Weltenbrand


Kommentarnummer: 1939

Heftnummer: 2815

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

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In der (Pseudo-)Realität des Jahres 2577 NGZ existiert der Planet Venus nicht mehr; er wurde in einen Atopischen Konduktor umgewandelt und hat das charakteristische Erscheinungsbild eines Kosmoglobus. Die einstmals blühende Welt ist eine exakt 1883 Kilometer durchmessende, völlig schwarze Kugel. Steuerwelt dieses Atopischen Konduktors ist der Planet Merkur, der aus seiner alten Bahn gerissen und in den Orbit des Kosmoglobus transportiert wurde.
 
Nun ist die Zeit/Realität des Jahres 2577 NGZ eine Besondere und von der Auslöschung bedroht. Möglicherweise ist das eine Folge dessen, was Matan Addaru Jabarim im Gespräch mit Julian Tifflor Chronogene Labilität und Gefährdung der Chronokohärenz nannte (PR 2811). Fest steht, dass 2577 NGZ zu einer Entwicklungslinie gehört, in der der Weltenbrand, die Ekpyrosis, verhindert und die Milchstraße gerettet wurde. Im Gegensatz dazu verkündete Tifflor im September 1514 NGZ beim Prozess gegen Rhodan und Bostich, er habe von ARCHETIMS HORT aus den Weltenbrand gesehen, sein finsteres Feuer. Ich habe ihn unsere Welt niederbrennen sehen. Es heißt, dass das Leben bestimmt sei zu leben. So laute sein Programm. Die Feuerschrift der Ekpyrosis hat dieses Programm umgeschrieben. (...) Mehr zu sagen hieße, die Zukunft an die Gegenwart zu verraten. (PR 2724)
 
Allerdings konnte Tifflor den Ursprung der Ekpyrosis vom HORT aus nicht einsehen, weil das Solsystem von einem Korpuskalen Dunst getrübt wird. Dieser basiert auf der verschleiernden Wirkung des psimateriellen Korpus von TAFALLA, der in der Sonne verankert wurde. Mit der Verankerung hatte Rhodan durchaus eine »neue Chance« verbunden, nämlich die »Ausblendung« der Milchstraße oder sogar der gesamten Mächtigkeitsballung von ES aus der Wahrnehmung der Hohen Mächte (PR 2699).
 
Schon vor Prozessbeginn bat der Atopische Richter (deshalb?) darum, dass Sol und die besondere Struktur der Sonne erforscht werden dürfe – der Korpus ebenso wie das Sonnensiegel. Der entmilitarisierte Raumvater ZAATRO wurde als onryonische Sonnenforschungsstation stationiert. Mitte August 1517 NGZ erwiesen sich die Sondierungen als voller Erfolg; das Sonnensiegel konnte anmessen und Schlussfolgerungen gezogen werden.
 
Das Wissen der Terraner stammt von den Sayporanern, die diese spezielle Eigenschaft in Sternen entdeckt hatten. Sphragis – Plural: Sphragides – ist der von den sayporanischen Siegelforschern übernommene Fachterminus, Sonnensiegel die volkstümliche Bezeichnung. Neben Sol gab es derartige Siegel in einer planetenlosen Sonne im Zentrumsbereich der Spiralgalaxis Scheay und in einer uralten Sonne tief im Halo der Galaxis Bayndiris. Auch die Onryonen kennen verschiedene Bezeichnungen; eine davon ist Dyznurg (PR 2794).
 
Die Untersuchungen haben bestätigt, dass das Siegel offenbar in der Lage ist, dem Psi-Korpus einer toten Superintelligenz Halt zu geben, und so etwas wie eine sechsdimensionale Fassung ist. Der Stern gewinnt auf diese Weise eine sechsdimensionale Leuchtkraft, eine Sextadim-Aura – also das, was beim psimateriellen Korpus von ARCHETIM als »sechsdimensional funkelndes Juwel« umschrieben wurde. Ein zweites Ergebnis war, dass das Siegel von Sol älter als zwanzig Millionen Jahre ist und deshalb vor ARCHETIM da gewesen sein muss.
 
Demnach war es kein beliebiger Akt, ARCHETIMS Korpus in Sol zu betten, sondern bedeutete, dass ARCHETIM von diesem Siegel wusste und Sol deswegen als seine Gruft bestimmt hat. Mehr noch: Die Onryonen gehen davon aus, dass ARCHETIMS Korpus ohne das Siegel zerfallen wäre. Es hat ARCHETIMS psimaterielle Komponente demnach konserviert und ihr eine neue Verwendung zugeführt: Weder der Korpus noch das Siegel allein erzeugen die sechsdimensionale Aura. Dazu braucht es das Zusammenwirken beider. (PR 2794)
 
Der ARCHETIM-Korpus wurde durch den TAFALLA-Splitter ersetzt, obwohl dieser keine vollwertige Superintelligenz war, sondern nur der Teil eines Teils. Als entscheidende Entdeckung gilt deshalb, dass der Korpus von TAFALLA anders funktioniert als der von ARCHETIM: Man könnte sagen, Inhalt und Fassung passen nicht zueinander. Und: Alles, was in diesem (korpuskalen) Schleier geschieht, ist aus gewissen Standpunkten unsichtbar und erhöht damit das Risiko für die Auslösung des Weltenbrands ... (PR 2794)
 
Nach den ursprünglichen Plänen des Atopischen Tribunals hätte ein Atopischer Konduktor im Solsystem entstehen sollen. Als Planet und Basismasse war die Venus vorgesehen. Doch die Atopen verwarfen wegen Sol und des Sonnensiegels diese Pläne. Rettet das und der tote TAFALLA – im Gegensatz zur Entwicklungslinie von 2577 NGZ – die Venus?


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