Atopische Richter (I)


Kommentarnummer: 1851

Heftnummer: 2727

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

   

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

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Nach wie vor sind unsere Kenntnisse über das Atopische Tribunal sehr begrenzt. Wahre Stärke und Anzahl der Truppen, technische und sonstige Möglichkeiten, Machtstrukturen – bei alldem ist es weiterhin eher ein Stochern im Nebel, wenngleich es inzwischen durchaus einige Blitzlichter gegeben hat. Nach dem Prozess gegen Rhodan und Bostich verkündete beispielsweise Matan Addaru Dannoer, Richter des Atopischen Tribunals, dass die Milchstraße unter die Atopische Ordnung gestellt und hierzu Zug um Zug entmilitarisiert werde. Raumschiffe, Weltraumforts, Planeten sollen dazu erst von den offensiven, später auch von den defensiven Waffensystemen gereinigt werden. Im Gegenzug sollen Handel und Wissenschaft ungestört erblühen; Wohlstand für alle die Folge sein ...
 
In diesem Zusammenhang wurde erwähnt, dass für die Demilitarisierung die Inspektoren – oder Augen – des Tribunals zuständig sein werden, die Tolocesten. Die Sicherung des Friedens nach innen und die Verteidigung der Milchstraße nach außen übernehmen als Exekutoren – oder Hände – des Tribunals die Onryonen. Des Weiteren kennen wir inzwischen mit den Tesqiren die Münder »im Leib« des Tribunals. Hinzu kommen noch als die Ohren die gestaltwandelnden Jaj, die sich selbst »Similierer« nennen. Einige besondere Jaj sind allerdings keine Kundschafter, sondern Jäger: Ihr Titel lautet in diesem Fall Marshall.
 
Als Einzelpersonen haben wir schließlich noch die Atopischen Richter selbst – Chuv sowie Matan Addaru Dannoer. Unbekannt ist hierbei, ob es eine oder mehrere höhere Instanzen beim Atopischen Tribunal gibt – Herrscher, die beispielsweise die Richter ernennen und uns nicht einmal dem Namen nach bekannt sind. Einiges spricht dafür – Matan Addaru Dannoer jedenfalls betonte, Volk ist ein Begriff, der auf uns Atopen nicht zutrifft. Jeder Atope ist eigenartig. (PR 2724)
 
Mit einem Schuss ins Blaue vermutete Rhodan, es könnte sich bei ihm um den Letzten (oder Ersten?) seiner Art handeln.
 
Was die Besonderheit betrifft, gilt das für Dannoer ganz gewiss. Rein äußerlich ist er humanoid, sogar erstaunlich menschenähnlich: kupferbräunliche Haut, ein zerfurchtes, extrem runzliges Gesicht, flache Nase, keine Ohrmuscheln. Das auf den ersten Blick pechschwarze Haar entpuppt sich bei näherem Hinsehen aus Federn. Im Gegensatz zu diesem auf den ersten Blick durchaus vertrauten Äußeren weisen die ÜBSEF-Konstante des Atopen beziehungsweise dessen Zuckerman-Diagramm einige Merkwürdigkeiten auf.
 
Bei der Visualisierung präsentierte sich die Darstellung als grob spiralig, war aber aus unzähligen scharfkantigen Details wie kristallinen, meist würfelförmigen Segmenten zusammengesetzt, die zueinander verkantet standen, Spitze auf Spitze, Spitze auf Fläche. Die Räume zwischen den Würfeln wurden von Strukturen ausgefüllt, die einen prismatischen bis nadligen Kristallhabitus aufwiesen, Bündel über Bündel aus vieleckigen Säulen, Wälder aus klaren, lichtüberfluteten Kristallnadeln. Etwas, das makellos aussieht, vergleichbar einem komplizierten, industriell gefertigten Diamanten. Und wie bei einem solchen fehlt dieser ÜBSEF-Konstante alles irgendwie Individuelle, alles Persönliche. Der Richter lebt nicht, sondern imitiert das Leben nur – genau wie es für den Balg ebenfalls festgestellt wurde.
 
Matan Addaru Dannoers Körper ist zwar ohne Zweifel organischer Natur, doch weil ein solcher diese besondere ÜBSEF-Konfiguration nicht erzeugen kann, verhält es sich bei ihm offenbar umgekehrt: Die ÜBSEF-Formation generiert den biologischen Träger. Sichu Dorksteiger umschrieb es wie folgt: Dieses Ding ist in der Lage, sich Aktionskörper herzustellen. Es lebt sie aus. Wirft sie ab. Schafft sich neue. Somit wären die Bälger nichts anderes als »abgelegte« Träger- oder Aktionskörper – und jeder davon nur für eine begrenzte Zeit stabil. Doch damit nicht genug: Es ist tatsächlich etwas Persönliches an ihm. An ihm, aber nicht in ihm. (...) Seine Persönlichkeit liegt nicht in seiner ÜBSEF-Konstante (...) Sie liegt in seinem Glivtor. (PR 2724)
 
Mit diesem Begriff hat Matan Addaru Dannoer seinen sonderbaren schlanken und organisch wirkenden Stab umschrieben – ein Gebilde, dessen Äußeres unscharf bleibt, das flirrt und sich jeder Fokussierung entzieht; seine Spitze könnte ebenso gut ein Schlangenkopf wie der Teil eines knorrigen Astes sein. Durchaus möglich, dass damit die Möglichkeit des Atopen verbunden ist, Strahlenschüsse wie auch feststoffliche Projektile mitsamt ihrer kinetischen Energie aufzunehmen, in materieprojektive Objekte – vom Richter Transkremente genannt – umzuwandeln und auszuscheiden …


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