von Kurt Mahr
Daß man zumindest auf den dicht besiedelten Planeten des Solaren Imperiums das Klima völlig in der Hand hat, ist in der
Perry Rhodan-Serie mitunter ausgesagt worden. Warum das jedoch so ist und wie das vor sich geht, darüber haben wir bislang meist
geschwiegen. Dabei handelt es sich hier um einen Problemkreis, zu dessen Lösung heute (1974 n. Chr.) schon Ansätze gemacht werden
- man denke an die amerikanischen Bemühungen, Hurrikane mit Silberjodid zu bestreuen und ihnen durch Abregnen einen Großteil ihrer
mörderischen Energie zu entziehen - und vor allen Dingen um einen Themenkreis, der sich bei richtiger Handhabung zu Dutzenden
interessanter Handlungsentwürfe verarbeiten läßt.
Die Frage nach dem Motiv, das im Hintergrund des Wunsches, das Wetter zu kontrollieren, steht, soll in dieser Abhandlung an erster
Stelle beantwortet werden. Es ist ja keineswegs so, daß die Klimakontrolle eingerichtet wird, um möglichst viel wolkenfreie Tage und
angenehme Temperaturen zu schaffen, weil die Menschen im allgemeinen gerne Sonnenschein und Wärme haben. Die Motivierung
liegt anderswo und wird von der Zweckmäßigkeit beherrscht. Im Bereich des Solaren Imperiums müssen wir das Vorhandensein von
zwei verschiedenen Typen von Siedlungswelten annehmen. Dabei handelt es sich erstens um "erdgleiche" Welten, die so, wie die
Natur sie geschaffen hat, großmaßstäblich besiedelbar sind und bei denen die Klimakontrolle keine größeren und anderen Probleme
zu lösen hat, als sie auf der Erde selbst auch anfallen, und zweitens um die "erdähnlichen" Welten, die zwar grundsätzlich zur
Besiedelung geeignet sind, bei denen aber einer oder mehrere klimatische Parameter geändert werden müssen, bevor die
großmaßstäbliche Besiedelung mit vernünftiger Aussicht auf Erfolg vorgenommen werden kann. Der typische Fall einer erdähnlichen
Welt wäre also ein Planet, der eine atembare, ungiftige Atmosphäre besitzt, ein annehmbares Lebensgleichgewicht, auch eine
ausreichende Fruchtbarkeit des Boden, auf dem jedoch die jährliche Durchschnittstemperaturen um fünfzehn Grad unter dem für
Menschen erträglichen Wert liegen. Von Ausnahmefällen wie etwa dem, wo aus bestimmten Gründen eine Welt mit einer
Wasserstoff-Methan-Atmosphäre durch Austausch des Luftmantels in eine Sauerstoffwelt umgewandelt werden soll, wollen wir in
dieser Diskussion absehen. Sie werden ohnehin höchst selten sein.
Faßt man die erdgleichen und erdähnlichen Welten als Objekte der Klimakrontrolle zusammen, so lassen sich als Motive dieser Kontrolle
die folgenden anführen:
1. Erträglichmachung des Lebens überhaupt
2. Verhinderung von Naturkatastrophen
3. Steuerung der Agrarerträge
Die Mittel, deren sich die Klima- und Wetterkontrolle bedient, sollen hier nicht im einzelnen beschrieben werden. Einige
Andeutungen und Stichworte mögen genügen. Wichtig ist, daß grundsätzlich nur physikalische, nicht aber chemische Methoden
in Frage kommen - oder doch die letzteren nur dann, wenn sie keinerlei Umweltverschmutzung erzeugen. Die "Aufheizung" eines zu
kühlen Planeten läßt sich zum Beispiel durch die Anlegung einer in hohen Atmosphärenschichten schwebenden Schicht aus chemisch
inertem Kohlendioxyd erzeugen, wobei
diese Schicht die Wärmeabstrahlung des Planeten in den Raum hinaus unterbindet und damit den sogenannten "Treibhauseffekt"
erzeugt, der letzten Endes zur Aufwärmung des gesamten Planeten führt. Ob die Kohlendioxydschicht primitv, aber rasch durch
Abblasen des Gases in der geeigneten Höhe oder natürlich, aber langsam durch intensive Aufforstung der Planetenoberfläche
erzeugt wird, richtet sich nach den Gegebenheiten des Einzelfalls.
Bei der Verhinderung von Naturkatastrophen hat es die Klimakontrolle in der Hauptsache mit Stürmen und hohen Niederschlagsmengen
zu tun. Stürme lassen sich durch rechtzeitigen Druckausgleich verhindern, wobei der Druckausgleich wiederum durch gezielte
Steuerung der Temperaturverhältnisse im Sturmgebiet und den angrenzenden Gebieten erzeugt wird. Auch die Verhinderung allzu
ergiebiger Niederschläge ist eine Frage der Temperaturkontrolle. Durch rechtzeitiges Vermindern der Temperatur niederschlagsträchtiger
Luftmassen kann die Abregnung über dem Meer erzielt oder der Niederschlag über weitere Gebiete verteilt werden. Durch die Erhöhung
der Temperaturen läßt sich das Abregnen zeitweilig verhindern. Der Phantasie sind in dieser Hinsicht keine Grenzen gesetzt, und die
Konzipierung der erforderlichen Maschinerie (Wärmestrahler, Kältefelder) sollte jedem Autor utopischer Romane Freude bereiten.
Mit der Steuerung der Agrarerträge befaßt sich die Klimakontrolle deswegen, weil bei der ungeheuren Siedlungsdichte im
Solaren Imperium die Menschheit darauf angewiesen ist, aus jedem Stückchen Ackerkrume, aus jedem Quadratmeter Meeresoberfläche
soviel an Nahrungsmittel herauszuholen, wie es nur eben geht. Die Klimakontrolle sorgt dafür, daß die Agrarerträge maximalisiert werden.
Sie schafft die Temperaturen, die Niederschalgsmengen und die Windintensitäten, die für die jeweilige Ernte am günstigsten sind.
Die Verantwortung für die Klimakontrolle liegt, auf jedem einzelnen Planeten, in der Hand einer der Regierung angegliederten
Kontrollbehörde. Kontrollstationen sind über der ganzen Planetenoberfläche verteilt. Obwohl einzelne Phasen der Klimakontrolle
- zum Beispiel die Verhinderung eines lokal begrenzten Unwetters - nur von örtlichem Interesse sind, kann das Eingreifen einer
lokalen Kontrollstation nur nach Abstimmung mit dem weltweiten Kontrollnetz erfolgen, da das Gesamtgleichgewicht gewahrt werden
muß.
Auf Welten, deren Gleichgewichtsgrundlagen noch nicht ganz oder womöglich falsch verstanden und gedeutet worden sind, kann es
durch falsch gehandhabte Kontrollen zu Katastrophen kommen. Schließlich ist noch zu bedenken, daß auf weit von der Zivilisation
entfernten Siedlungswelten, bei denen es gewöhnlich auch nur zu einer geringen Siedlungsdichte kommt, die Klimakotrolle wegen der
hohen Kosten so gut wie nicht existent ist.
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