Bei dieser Welt handelt es sich um den zweiten Planeten des Nihalsystems, gut 121 Lichtjahre von Terra entfernt. Die Sonne Nihal besitzt noch einen schwach leuchtenden Begleiter; es handelt sich dabei um eine kleine Sonne, die bereits halb erloschen ist. Dennoch umkreisen die insgesamt fünf Planeten des Systems die beiden Himmelskörper in geregelten Bahnen. Der zweite Planet ist, abgesehen von seiner geringen Landmasse (5 % der Oberfläche) durchaus erdähnlich. Atmosphäre und Gravitation stimmen, selbst die Rotation beträgt ungefähr 24 Stunden, und das Planetenjahr dauert 365 Tage. Die Oberfläche ist zum größten Teil mit Wasser bedeckt - nur ein kleiner Kontinent, der in seiner Form an das irdische Australien erinnert, bildet die für Menschen bewohnbare Fläche; er ist an die 200 Kilometer lang und 100 Kilometer breit. Vom Raum aus betrachtet schwimmt er wie ein grünbrauner Fleck im unendlichen Blau des riesigen Meeres. In seiner Mitte erhebt sich ein Gebirge mit bewaldeten Hängen, und mehrere Flüsse entspringen hier, die das Land bewässern. Der Fluß im Westen mündet in einer Bucht, die drei anderen besitzen riesige Deltagebiete, was auf sumpfigen Boden schließen läßt. Die Bewölkung ist nur gering, es existiert jedoch eine reiche Vegetation und Fauna. Obwohl der Planet nur wenig Landfläche bietet, wird er in das Solare Siedlungsprogramm integriert, und am 17. April 2101 landen 10.000 Kolonisten mit dem Raumschiff EDEN am Ufer des Westflusses; sie geben der Welt auch ihren Namen: Terra Nova. Innerhalb von Stunden entsteht eine provisorische Siedlung. Im Gegensatz zu anderen Kolonien des Solaren Imperiums dieser Zeit besteht auf Terra Nova aber nicht das Problem einer ausreichenden Energieversorgung. Aufgrund eines Fehlers der Verwaltung hätte das alte Raumschiff EDEN eigentlich gar nicht mehr zu diesem Flug starten dürfen, und wird daher auf Terra Nova abgewrackt. Neben den erfahrenen 50 Besatzungsmitgliedern, die sich freiwillig bereit erklären, ebenfalls auf dieser Welt zu bleiben, und von deren Wissen und Erfahrung man profitieren wird, steht den Siedlern durch die Konverter der EDEN Energie im Überfluß zur Verfügung. Diese Tatsache wird die Entwicklung der Kolonie nachhaltig prägen. Anfangs geht es mit der Kolonie schnell bergauf. Aus vorgefertigten Bauteilen entstehen ganze Farmen. Jede Familie erhält genug Boden zugeteilt, um später davon gut leben zu können. Saatgut wird verteilt und die Pflugroboter beginnen mit ihrer Arbeit. Bereits im November des Jahres 2101 gibt es keinen fußbreit freies Land mehr, das sich für die Landwirtschaft eignen würde - übrig sind nur noch das Gebirge und die Sumpfgebiete. In der kleinen Stadt an der Flußmündung wohnen nur noch einige Verwaltungsbeamte und Techniker, die sich um öffentliche Belange und Reparaturen kümmern. Denn ebenfalls im Gegensatz zu den meisten anderen Kolonien wird auf Terra Nova keine reguläre Regierung eingesetzt. Jeder Siedler, der auf den Besitz einer eigenen Farm verzichtet hat, erhält von den anderen Kolonisten Lebensmittel und verrichtet als Gegenleistung Arbeiten nach seinen Fähigkeiten. Nur einmal im Monat kommen in der Stadt die Vertrauensleute der Siedler zusammen, je einer für 100 Siedler, um auftretende Probleme zu besprechen und Lösungen zu erarbeiten. Erste Kinder werden geboren, die Äcker werden grün, und gezähmte Enocks, einheimische Tiere, die irdischen Kühen ähnlich sind, weiden auf den Wiesen. Alles erweckt den Eindruck, als sei ein Paradies in seiner Entstehung begriffen. Ein Jahr nach der Landung der EDEN registriert der Standesbeamte von Terra Nova die 300. Hochzeit und die Geburt des 500. Kindes - bei nur einem einzigen Todesfall. Als das Wrack der EDEN keine Rohstoffe mehr hergibt, beginnen Roboter damit, die natürlichen Bodenschätze des Kontinents auszubeuten. Die Wälder beim Gebirge werden abgeholzt, und durch fehlende Wiederaufforstung wird die Humusschicht in die Flüsse und schließlich ins Meer gespült. Die Folgen sind für jedermann offensichtlich - aber niemand ist bereit, etwas dagegen zu unternehmen. Es herrscht allgemein die Ansicht, daß die nächste Generation schon mit den Problemen fertigwerden wird - doch gleichzeitig wird auch diese Ansicht mitvererbt, und die Lage verschlimmert sich weiter. Eine einschneidende Veränderung hält im 23. Jahrhundert auf der Kolonie Einzug - das Geld wird eingeführt. Damit beginnt die Jagd nach den Metallmünzen, die bald ungeahnte Formen annimmt. Bei jeder Geburt verlassen 1.000 neue Münzen die Prägeanstalt, was den Wert der Kolonialwährung allmählich verringert. Denn nur eine Regierung könnte dafür sorgen, daß bei jedem Sterbefall auch wieder 1.000 Münzen eingezogen werden, doch eine solche Regierung existiert noch immer nicht. Erst um das Jahr 2450 herum fordert ein Teil der Bevölkerung eine Regierung und auch eine Polizei. Ursache dafür ist das Auftreten erster Diebstähle und Raubüberfälle. Dennoch lehnt die Mehrheit der Kolonisten dies ab, weil eine solche Maßnahme nicht mit den Gesetzen der ersten Siedler vereinbar wäre - wo nachzulesen ist, daß jeder sein Eigentum selbst zu schützen hat. Dabei wird allerdings übersehen, daß diese Regelung nur funktionieren konnte, solange die von der Erde mitgebrachten Waffen im Besitz der Farmer blieben und jeweils nur auf den ältesten Sohn vererbt wurden. Daß clevere Geschäftsleute nach der Einführung des Geldes begannen, selbst Waffen herzustellen, war nicht geplant. Doch die ebenfalls überlieferte absolute Freiheit jedes einzelnen Siedlers garantiert, daß nicht nur die Produktion von Waffen legal ist, sondern daß auch jeder sie kaufen kann. Im Jahr 2498 hat die Bevölkerung von Terra Nova aufgrund fehlender Geburtenkontrolle die Zahl 50.000 längst überschritten, und ohne die Fabriken, in denen synthetische Nahrungsmittel hergestellt werden, wären die ehemaligen Siedler längst verhungert. Meist liegt die Stadt unter einer trüben Dunstglocke. Nur Energie ist noch immer im Überfluß vorhanden. Eine ganze Reihe von Farmen wird nicht mehr bewirtschaftet, die restlichen sind nur noch Robotbetriebe - die Generation dieser Zeit findet wenig Gefallen daran, sich um diese Dinge zu kümmern, und selbst defekte Roboter werden kaum noch selbst repariert. Riesige Produktionsstätten sind stromaufwärts entstanden, die mehr erzeugen, als jemals gebraucht wird. Die Enocks sind beinahe ausgestorben. Naturgemäß führte die Überproduktion von Waren und Gebrauchsgütern aller Art auch zu Unmengen von Abfall, dessen Beseitigung mit der Zeit zu einem echten Problem wurde. Eine Rückverwandlung in Energie, wie sie auf anderen Siedlungswelten durchgeführt wird, ist auf Terra Nova nicht erforderlich, denn noch immer decken die Konverter der EDEN jeden Bedarf. So entstehen rings um die Stadt riesige Schutthalden, und wenn es regnet, wird das Flußwasser ungenießbar. Da noch immer kein Staatswesen im üblichen Sinn existiert, kümmert sich niemand darum - man setzt sich lieber in den Gleiter und fliegt 200 Kilometer bis zum Ostfluß, um dort zu baden, wo das Wasser noch sauber ist - und übersieht die Tatsache, daß auch hier bereits eine erste Fabrik für Düngemittel entsteht. Das Trinkwasser wird inzwischen in riesigen Tanks an den längst kahl gewordenen Berghängen vorbei in die Stadt transportiert. Der Boden ist nun felsig und kann nicht mehr als Reservoir dienen; bei Regen kommt es zu regelrechten Überschwemmungen, und drei Tage später ist der Westfluß wieder fast ausgetrocknet. Die Ufer des Rinnsals sind grün-braun gefärbt, und in regelmäßigen Abständen stehen Fabriken, denen jegliche Filter oder Kläranlagen fehlen. Praktisch stellen ihre Abwässer inzwischen nahezu die einzigen Zuflüsse dar. Mit den Flüssen im Norden und Osten sieht es kaum besser aus, doch die Siedler verlassen sich auf das aufbereitete Meerwasser. Da das Meer rings um den einzigen Kontinent aber längst trüb ist, und auch die Fische in Schwärmen in Gebiete abziehen, in denen es keine Menschen gibt, müssen die schwimmenden Anlagen bereits 100 Kilometer fahren, um überhaupt noch sauberes Seewasser vorzufinden. Der Zeitpunkt ist abzusehen, wann sie dafür um den halben Planeten werden fahren müssen. Die Böden geben nichts mehr von dem her, womit die ersten Siedler noch zufrieden waren. Die Technologie ist überzüchtet und hat die Bewohner von Terra Nova bequem gemacht. Jeder will Geld, doch arbeiten will niemand. Die Kinder werden in eine Welt hineingeboren, die nichts mehr von ihnen fordert, ihnen aber scheinbar alles gibt. Dennoch verdrängt man noch immer die eigenen Probleme auf die nächste Generation. Diese Generation beschäftigt sich aber in erster Linie mit den sog. Traummaschinen, ihrem liebsten Freizeitgerät. Den ganzen Tag und die halbe Nacht hängen die jungen Menschen vor dieser dreidimensionalen Kitschkiste und sehen sich alte Aufzeichnungen von der Erde an, die ihre Vorfahren einst mitbrachten. Nur eine Regierung könnte die Probleme lösen, doch das würde eine Beschränkung der persönlichen Freiheit bedeuten - ganz abgesehen davon, daß die Bürger diese Beschränkung dann auch noch selbst finanzieren müßten. Dennoch kommt man mühsam überein, daß jeweils 1.000 Bürger im Alter von mindestens 30 Jahren einen Vertrauensmann wählen sollen, der sie dann in einer Bürgerversammlung vertritt. Allerdings entscheidet sich nur eine knappe Mehrheit der Wähler für die Einführung der Bürgerversammlung. Die Gruppe der unterlegenen Wähler weigert sich daraufhin entschieden, das Resultat anzuerkennen - das gewohnte Dasein in absoluter Freiheit und ohne den sanften, ordnenden Druck einer verantwortungsbewußten Verwaltung hat den Sinn der Siedler für eine mehrheitsentscheidende Demokratie zerstört. Trotz der Proteste konstituiert sich die Bürgerversammlung aber schließlich mit ihren 30 Abgeordneten, von denen abwechselnd jeder einmal den Vorsitz führt. Es bilden sich auch außerhalb dieser Versammlung drei Parteien. Die erste besteht hauptsächlich aus jungen Menschen, deren Ziel in einer Drosselung der Technisierung besteht, um so der Natur eine Regeneration zu ermöglichen. Die zweite Partei kämpft mit allen Mitteln für die Beseitigung der Bürgerversammlung, die Übernahme aller Produktionsstätten durch kommissarische Vertreter der Siedler und die Wiedereinführung der absoluten Freiheit für jeden. Die dritte Partei will ebenfalls die Bürgerversammlung beseitigen, will sie aber zugleich durch eine straffe, diktatorische Regierung ersetzen, die in der Lage wäre, Ordnung zu schaffen. Als Sylvester 2499 näher rückt, werden aus Anlaß der bevorstehenden Festtage die riesigen Schutthalden rings um die Stadt eingeebnet. Eine Flotte von Baggern versucht, den Müllschlamm in der Mündung des Flusses zu beseitigen. Er wird in Frachtschiffe verladen, die ihre Last auf dem freien Meer einfach versenken, was den Protest der Natur-Partei auslöst, denn diese "Beseitigung" des Abfalls vergiftet die Natur nur noch mehr. Für die anderen beiden Parteien ist die Aktion Grund genug, die Bürgerversammlung scharf anzugreifen und ihre Abschaffung zu fordern. Doch dazu wären 51 % der Stimmen nötig - und selbst alle drei Oppositionsparteien zusammen erreichten bei der letzten Wahl nur 20 %. Anläßlich des 400-jährigen Bestehens der Kolonie erhält Terra Nova im Jahr 2501 Besuch von einer terranischen Delegation unter der Führung von Reginald Bull. Die Mitglieder der Delegation stellen sich getrennten Diskussionen mit den drei politischen Gruppierungen und auch der Bürgerversammlung, denn die Probleme dieser Welt sind der Kolonialverwaltung natürlich nicht verborgen geblieben. Gerade für Reginald Bull mit seinen Erfahrungen vor dem Kontakt mit den Arkoniden im 20. Jahrhundert ist klar, wie die Kolonie sich weiterentwickeln wird - und ebenso klar ist ihm, daß die drei oppositionellen Gruppen - obwohl sie eigentlich gleiche Ziele verfolgen, und sich nur in der Wahl ihrer Methoden unterscheiden - niemals einigen werden. Außerdem würde jede Einmischung von terranischer Seite einen Bruch der Kolonialverfassung bedeuten. Dennoch scheint der hohe Besuch wenigstens etwas in Bewegung gebracht zu haben - in den folgenden Monaten kommt es zu immer mehr Aktionen, an denen die diktatorische und die freiheitsliebende Gruppe teilnehmen. Auch die Führer beider Gruppen bestreiten gemeinsam spektakuläre Auftritte. Die Ziele beider Gruppen werden immer verworrener, weil sie nach einem gemeinsamen Nenner suchen, und die Kompromisse mit neuen Forderungen nicht mehr Schritt halten können. Andererseits bleibt man sich nach außen hin spinnefeind. Bei der nächsten Wahl im Jahr 2504 erhält die Bürgerversammlung nur noch 60 % der Stimmen - an sich eine Niederlage, die ihrer Unentschlossenheit zuzuschreiben ist. Nur zögernd werden Programmpunkte der Opposition aufgegriffen, die jedoch die aufstrebende Industrie belasten und das eigentliche Problem, nämlich die Zerstörung der Natur, nicht nennenswert ändern. Bald wird der letzte Schlachthof geschlossen, weil echtes Fleisch viermal teuerer ist als entsprechende synthetische Produkte; außerdem gibt es kaum noch Enocks. Zwar kehren viele Siedler auf ihre Farmen zurück, doch der Boden ist durch den Kunstdünger derart ausgelaugt, daß er kaum noch Erträge abwirft. Es gibt jedoch Pläne, auf der Nordseite der Berge die letzten Enocks wieder zu vermehren, wo es noch einige Wälder und Weidegebiete gibt. Mit Naturdünger will man die sterilen Äcker wieder fruchtbar machen, doch der Grund und Boden müßte gänzlich neu verteilt und der Anreiz zur Selbstversorgung gestärkt werden. Im Jahr 2514 entschließt sich die terranische Kolonialverwaltung schließlich schweren Herzens, trotz aller Bedenken und Vorbehalte wenigstens einen Beobachter nach Terra Nova zu entsenden. Perry Rhodan gibt dafür nur zögernd seine Einwilligung - unter der Bedingung, daß dieser Agent verdeckt ermittelt und sich unter keinen Umständen in die inneren Angelegenheiten der Kolonisten einmischt. Diese haben sich inzwischen auf 60.000 Einwohner vermehrt. Die Bürgerversammlung existiert noch immer, doch die Machtverhältnisse haben sich grundlegend verändert. Bei der letzten Wahl erhielt die ursprüngliche Bürgerversammlung nur noch 30 % der Stimmen, die Naturanhänger dagegen 45 % - doch die neuen Verhältnisse bedingen Kompromisse. Die Beobachtungen des Agenten bestätigen die Befürchtungen der Kolonialverwaltung - Terra Nova ist dabei, sich zu Tode zu wirtschaften. Man versucht, die im Überfluß vorhandenen Güter landenden Frachtschiffen zu verkaufen, doch die Produkte sind für den galaktischen Markt zu minderwertig. Die meisten Tierarten sind inzwischen ausgestorben, der noch vorhandene klägliche Rest der Flora vegetiert zwischen den Schutthalden dahin; aus dem einstigen Paradies ist eine sterbenden Welt geworden. Zwar hat die Naturgruppe die Herabsetzung der Produktion um die Hälfte gefordert, außerdem die völlige Beseitigung des Abfalls durch Zerstrahlung, eine Regeneration der Flüsse und der Landschaft, die Entgiftung des Meeres und die Aufforstung der Wälder - doch die Pläne werden vom Koalitionspartner abgelehnt, weil die Durchsetzung dieser Pläne bei der nächsten Wahl viele Stimmen kosten würde. Der Agent wird rasch entlarvt und kehrt zur Erde zurück. Nach seinem Bericht entschließt man sich, einige Freiwillige der Kolonie auf einen anderen Planeten zu bringen. Dadurch würde Terra Nova Zeit erhalten, die totale Vernichtung der Umwelt noch abzuwenden. Knapp 10.000 Siedler sind bereit, diesen Schritt zu tun und auf einer anderen Welt neu anzufangen (vgl. unter Terra Nova II). Doch letztlich zögert diese Aktion das Ende nur hinaus. Im 28. Jahrhundert verlassen auch die letzten Siedler Terra Nova. Im Jahr 3378 werden von einem Scout erste Spuren der zurückkehrenden Vegetation festgestellt, und das terranische Kolonisationsamt hofft, daß eine Neubesiedlung gegen Ende des 36. Jahrhunderts ins Auge gefaßt werden kann