913. Nr. 39. / Intrawelt 3. Erschienen: Oktober 2005 Seiten: 63 Preis: 1,75 Euro EAN 1: 4194727401755 EAN 2: 50039

 

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Der Seelenhorter

  Leo Lukus



Zyklus:  

Intrawelt-Miniserie  (Heftliste)

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Zeitraum: 

Hardcover:

Intrawelt

1225 NGZ bzw. 4812 n. Chr.



Die Hauptpersonen
Atlan Der Arkonide findet seinen Meister
Albia Die "Hohe Frau" ist nicht, was sie zu sein vorgibt
Jolo Das Echsenwesen bleibt Atlan treu - soweit es kann
Vischgret Eine Konkubine läßt Männerherzen höher schlagen
Ritz Toyd "Der Eisenfaust" erweist sich als treuer Gefährte
Peonu Der Einsiedler erhält erstaunlich viel Besuch
Allgemein   
Titelzeichner: Arndt Drechsler
Innenillustration: Harry Messerschmidt
LKS: Kurzbewertungen / Werbung für Atlan-HC 27: Kristalle des Todes

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Romaninhalt
Nachdem er in der Parzelle Poricium erste Eindrücke vom Leben in der Intrawelt sammeln konnte, begibt sich Atlan endgültig auf die Suche nach dem Flammenstaub. Sein neuer Freund Jolo begleitet den Unsterblichen nicht ganz freiwillig auf seiner weiteren Odyssee. Ihr Ziel ist der Einsiedler Peonu, der in der Parzelle Karapirum lebt und dem Arkoniden vielleicht wichtige Informationen über die Intrawelt geben kann. Die Grenze zwischen dem Waldland Poricium und der Steppenregion Karapirum wird vom Zarpf markiert, einem tückischen Gewässer, das gerade in jenem Moment unruhig wird und über die Ufer tritt als Atlan und Jolo es mit einem Floß überqueren wollen. Ihr Floß zerbricht, ihre gesamte Ausrüstung wird von den Fluten mitgerissen und Atlan und Jolo erreichen nur mit letzter Kraft das gegenüberliegende Ufer. In Karapirum treffen sie auf die Glücksspielerin Albia, die sich selbst als “Hohe Frau” bezeichnet, auf den stolzen Schaukämpfer Ritz Toyd alias Eisenfaust und auf Vischgret, einer hochgewachsenen Schönheit mit prallem Busen, von der Atlan sofort beeindruckt ist. Vischgret ist eine Kurtisane, die der Gemeinschaft der Echthnischen Brunftschwestern angehört und bei der Aufnahme in diesen frivolen Orden eine Art Imprägnierung erhielt, die als Parfüm mit viel Tamtam aufgetragen wurde. Diese Weihe hatte ihr eine schöne Stange Geld gekostet, dafür strahlt sie nun eine Aura aus, die ihr in den Augen von Männern etwas geheimnisvolles verleiht. Albia, Ritz Toyd und Vischgret sind auf dem Weg zum Sammelloch im Herzland der Parzelle Karapirum, ein neutraler Handelsplatz im Zentrum des Landes, an dem sie auf den Stamm der Grün-Nomaden von Luck dem Proporzen zu treffen hoffen. Da ihr Weg an der Behausung Peonus vorbei führt, bitten sie Atlan und Jolo, sie ein Stück zu begleiten. Schon weil sie in einer größeren Gruppe besser geschützt sind, gegen Angriffe durch die Lonbals, die dominierende Raubtierart der Parzelle Karapirum. Die kleine Reisegruppe ahnt nicht, daß sie bereits die ganze Zeit von Peonu beobachtet wird, der sich mit einem Tarnfeld unsichtbar gemacht hat und neugierig jeden ihrer Schritte verfolgt. Er war auch dafür verantwortlich, daß der Zarpf unvermittelt über die Ufer trat, weil er kurze Zeit zuvor seinen Sklaven den Befehl gegeben hatte, einen Staudamm wenige Kilometer flußaufwärts zu öffnen. Peonu ist alles andere als der harmlose Einsiedler, für den man ihn hält. Während er Atlan und seine Freunde beobachtet, führt der alte Unhold eine Art Zwiegespräch mit einer Frauenleiche und rekapituliert dabei seinen bisherigen Lebenslauf. Für den Seelenfresser aus dem Volk der Lutveniden längst eine feste Gewohnheit, während er auf seine nächsten Opfer wartet.

Vor sehr langer Zeit ließ der Chaotarch Xpomul von Robotern auf dem erdähnlichen Planeten Sarac im Valacho-VI/C-System eine Millionen provisorischer Dörfer errichten. In jedem Dorf wuchsen 1000 genetisch manipulierte Kinder aus dem Volk der Lutveniden heran, die sich bis zur Pubertät mit harmlosen Späßen und Rangeleien die Zeit vertrieben, da es keinerlei Aufsicht oder gar Ausbildung für sie gab. Eines Tages begannen der gefürchtete Schläger Kurnel und die zierliche Myaze sich um eine Burg aus Lehm zu streiten, die das Mädchen erbaut hatte, aber der Junge für sich beanspruchte. Es kam zum Zweifkampf, der jedoch nicht mit der erwarteten Abreibung für Myaze endete, sondern mit einem instinktiven psionischen Angriff des Mädchens auf den Schläger. Sie raubte ihm dabei seine Seele, integrierte die für sie interessanten Erfahrungen und Erinnerungen des Jungen in ihr eigenes Bewußtsein und tötete Kurnel unbeabsichtigt damit. Das Kinderdorf stand daraufhin unter Schock, bis die Kinder aus dem Volk der Lutveniden begriffen, das jedes von ihnen, über diese Fähigkeit zum Seelenfressen verfügte. Der junge Peonu beobachtete, wie Myaze nach einigen Tagen die Seele ihrer besten Freundin Graini fraß und sie damit tötete. Der Junge reagierte schwer verunsichert, fühlte jedoch bald den Drang, es ihr nachzumachen. Sein erstes Opfer war die schüchterne und etwas tolpatschige Ildo. Deren Bewußtsein lag dem jungen Seelenvampir so schwer im Magen, daß er für mehrere Tage wie gelähmt war. In der Zwischenzeit begann im Dorf ein Kampf auf Leben und Tod, am Ende durfte es nur einen Überlebenden geben, so verlangte es Xpomul. Als Peonu wieder zu sich kam, hatten sich die Reihen der Kinder längst stark gelichtet. Er rechnete sich keine Chancen aus, der eine Überlebende in seinem Dorf zu sein und beschloß daher, zu fliehen. Am Ende einer kurzen Odyssee über Sarac erreichte er ein Kinderdorf mit Lutvenidennachwuchs, der noch sehr viel jünger war als er und der noch keine Veranlagung zum Seelenvampir zeigte. Dank seines Altersvorsprungs gelang es Peonu die Seelen der 1000 Kinder in diesem Dorf zu vertilgen, bevor diese überhaupt begriffen, was um sie herum vorging. Als er der letzte Überlebende in seinem Dorf war, erschien ein Raumschiff und brachte den jungen Lutveniden zur Sternenstadt Ra-Tajcik im Orbit des Planeten. Das längst ausgestorbene Volk der Akotos hatte diese Raumstation erbaut, nun diente sie als Unterkunft für die letzten Lutveniden. Peonu erhielt dort eine Hypnoschulung und damit zum ersten Mal in seinem Leben so etwas wie eine Ausbildung. Doch das war erst der Beginn der zweiten Phase des Projekts des Chaotarchen. Während die inzwischen Jugendlichen weiter ausgebildet wurden, bekämpften sie sich. Nach einigen Jahren waren nur mehr Myaze, aus dem Dorf aus dem Peonu stammte und dieser selbst übrig. Es kam zu einem letzten Zweikampf, den der Junge für sich entschied.
Der Letzte der Lutveniden, der nun die von ihm ausgewählten Bewußtseinsinhalte von etwa einer Milliarde Artgenossen in sich trug, wurde daraufhin in den Dienst der Chaotarchen gestellt. Xpomuls Plan war es, einen Diener zu schaffen, der es mit den stärksten Helfern der Kosmokraten aufnehmen konnte. Sein weiterer Lebensweg führte Peonu unter anderem hinter die Materiesenken in die eigentliche Heimat der Chaotarchen. An diese Reise besitzt der Seelenvampir jedoch keine bewußte Erinnerung mehr. Gern erinnert er sich hingegen an seine Zeit als Anführer von Xpomuls-Champions, elf besonders mächtigen Dienern der Chaosmächte, die sich an Bord der TRÄGER zu einem Team zusammenschlossen. Außer dem Seelenvampir Peonu besaß keiner der Agenten eine Seele, dies galt auch für Coh-Ac, der Bote Xpomuls, der den Kontakt zwischen Xpomuls-Champions und dem Chaotarchen aufrecht erhielt und als Schiedsrichter auftrat. Während Peonu und seine Mitstreiter Elend, Leid und Tod über ganze Galaxiengruppen brachten, hielten sie selbst ihre schrecklichsten Untaten nur für ein besonders lustiges Spiel. Irgendwann stellte Peonu an sich fest, daß auch er altert und eines Tages in einem von Xpomul befohlenen Kampf unterliegen würde. Auch wenn ihm der Tod anderer Wesen stets egal war, so fürchtete er doch das eigene Ende und floh daher aus dem Dienst des Chaotarchen. Der alte Peonu verlor zunehmend an Kraft und war bald gezwungen einfache Hilfsdienste als Auftragskiller für normale Verbrecher Syndikate anzunehmen, um mit dem mühsam errungenen Verdienst seinen Lebensabend zu finanzieren. Für den Seelenvampir, vor dem einst ganze Mächtigkeitsballungen zitterten, eine äußerst schmachvolle Situation, die er sich mit wilden sexuellen Ausschweifungen versüßte.

Um so begeisterter reagiert Peonu als sich in Gestalt des Lordrichters Yagul Mahuur die Mächte des Chaos wieder seiner erinnern, um ein letztes Mal seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Er soll in die Intrawelt reisen, den geheimnisvollen Flammenstaub finden, ihn in sich integrieren und anschließend an das Garborgthera ausliefern. Allerdings erfährt der Seelenvampir vor Ort, daß er nach Abschluß seines Auftrags sterben wird und bricht ihn daher ab. Seitdem lebt er in seiner Einsiedelei in der Parzelle Karapirum und wartet darauf, unvorsichtigen Wanderern einen Teil ihrer Seele rauben zu können. Diese sind anschließend dazu gezwungen, ihm willenlos zu dienen, bis er ihrer überdrüssig ist und sie endgültig tötet. Jolo, Albia, Ritz Toyd, Vischgret und Atlan sollen seine nächsten Opfer sein. Jolo und Albia werden fast widerstandslos von ihm bezwungen. Ritz Toyd widersetzt sich erfolgreich und wird von Peonu erschlagen. Vischgret tötet sich selbst mit einem Sprengsatz, der ihr von den Brunftschwestern in den Kopf eingepflanzt wurde. Allein Atlan gelingt es längere Zeit geistigen Widerstand gegen Peonu zu leisten, muß letztlich jedoch trotzdem kapitulieren. Er gehört nun zu einer Schar von Sklaven, die nach Einschätzung des Seelenvampirs bereits ein Drittel der Intrawelt beherrscht.

Handlungszeit: 1225 NGZ bzw. 4812 n. Chr.

Anmerkungen:
Leo Lukas erzählt diese fiese “Dark Fantasy”-Story in einem sehr ironischen Stil und mit viel Liebe zum Detail. Allerdings erscheint mir die Größenangabe Peonus für die Parzelle Karapirum mit etwa 10 Millionen Quadratkilometern doch sehr hoch gegriffen - das entspräche einem Durchmesser von etwas mehr als 3160 Kilometern. Jedenfalls kann es sich kaum um irdische Kilometer handeln, wenn die Reisegesellschaft das Sammelloch im Herzland der Parzelle ohne technische Hilfsmittel innerhalb weniger Tage erreichen will. Sollte es sich um eine schlichte Übertreibung des Seelenvampirs handeln, so müssen auch andere Abschnitte des Romans entsprechend in Frage gestellt werden. Der Text mit der harten Klimascheide zwischen den beiden Parzellen, die aller Logik zum Trotz keine Unwetter auslöst, erinnert mich hingegen - zusammen mit dem hohen Fantasy-Anteil in der Handlung - an die Dimensionsfahrstühle wie Pthor. Mal sehen, worauf es tatsächlich hinausläuft.
Auch wird sich noch zeigen müssen, welche Bedeutung der so aufwendig eingeführte Seelenvampir Peonu für die Serie haben wird. Der mit einem ähnlich breit angelegten Lebenslauf in Dunkelstern 3 eingeführte Vargane Kalarthras zum Beispiel erwies sich ja im Dunkelstern-Zyklus als reiner Ballast.


© Schrotys Materiequelle
© Romanzusammenfassung von Bernd Labusch