Nebenwirkungen und Missbrauch:
In der LFT sind bereits seit vielen Jahrhunderten Medikamente gegen die meisten bekannten Krankheiten verbreitet; etliche basieren auf Forschungsergebnissen der »Galaktischen Mediziner«, der Aras, aber die meisten wurden auf Tahun und an anderen Orten innerhalb der Liga entwickelt. Schwere Nebenwirkungen oder medikamenteninduziertes Suchtverhalten gelten seit Langem als nicht mehrexistent, dazu ist die Medizin zu hoch entwickelt. Die Verwendung von Medikamenten als Droge erscheint von daher kaum vorstellbar.
Dennoch gibt es nach wie vor seelische oder körperliche Erkrankungen, gegen die es bislang nicht gelungen ist, ein wirksames Medikament zu entwickeln. Eine besondere Schwierigkeit dabei ist es, spezifische Wirkstoffe für die unterschiedlichen Völker zu identifizieren, zu synthetisieren und zu dosieren. So benötigen selbst in der Familie der Lemurerähnlichen nur wenige Völker das exakt gleiche Medikament in der gleichen Dosierung. Bei einigen Krankheiten, die für gewöhnlich nur lokal oder bei einem bestimmten Volk auftreten, wie das Gelbfleckenfieber bei den Tra'gossa-Blues in den Außenbereichen der galaktischen Eastside, gibt es keinen ökonomisch vertretbaren Grund, Medikamente für andere Völker zu erforschen und herzustellen. Ein Unither, der sich bei einer Reise zu den Tra'gossa entgegen aller Wahrscheinlichkeit mit dem Gelbfleckenfieber infiziert, hat daher keine Möglichkeit, in vertretbarer Zeit und zu vertretbaren Kosten ein passendes Medikament zu erhalten.
Selbstverständlich können Spezialisten auf Tahun oder Aralon dieses Mittel herstellen, aber das kostet Forschungsund Produktionszeit und, nicht unwesentlich, eine enorme Summe Geldes. Von daher wird der Unither wohl zunächst das Blues-Medikament ausprobieren, wenn es ihm irgend möglich ist, und die zu erwartenden Nebenwirkungen in Kauf nehmen.
Auch bereits bestehende Drogenabhängigkeit oder eine bestimmte genetische oder erworbene Disposition kann medikamentöse Wirkungen verändern und Nebenwirkungen oder gar eine weitere Sucht nach dem entsprechenden Medikament bewirken. All das sind Unwägbarkeiten, die sich auch auf dem Medikamentenmarkt des 14. Jahrhunderts NGZ finden, wenn auch nur im Promillebereich.
Schließlich muss auch auf die Möglichkeit des Medikamentenmissbrauchs hingewiesen werden; im Zeitalter der Syntroniken und der nahezu vollständigen Vernetzung aller Informationen war dies schwierig; auch wenn Mediker ein sogenanntes Freiverfügungsrezept ausstellten, das dem Patienten jederzeit Zugriff auf sein notwendiges Medikament gestattete, war diese Nutzung an das syntronische Mednet gekoppelt, und jede Zugriffsschwankung wurde registriert. Mit Erhöhung der Hyperimpedanz und der Zerstörung dieser umfassenden Kontrollmöglichkeiten wurde der Missbrauch erleichtert: Eine Überdosierung eines Medikaments durch den Patienten lässt sich durch Einkäufe bei wechselnden Anbietern, die Nutzung autarker Medo-Roboter und den Wechsel des behandelnden Arztes (auch auf anderen Planeten) nicht mehr nachvollziehen, die Gesundheit des Einzelnen liegt daher weitaus stärker in dessen Verantwortung als zuvor. Besonders gefährdet in dieser Hinsicht sind Schmerzpatienten und solche mit Störungen im seelischen Bereich.