Nummer: 1976 Erschienen: 06.07.1999   Kalenderwoche: 27 Seiten: 63 Innenillus: 1 Preis: 3,00 DM Preis seit 2001 in €:

Die Sonnenwürmer
Sie kommen aus Louipaz - ihre Heimat ist eine Sternenwüste
Uwe Anton     

Zyklus:  

30 - MATERIA - Hefte: 1950 - 1999 - Handlungszeit: August 1290 - Mai 1291 NGZ (4877 - 4878 n.Chr.) - Handlungsebene:

Großzyklus:  08 - Thoregon / Hefte: 1800 - 2199 / Zyklen: 27 - 32 / Handlungszeit: 1288 NGZ (4875 n.Chr.) - 1312 NGZ (4899 n.Chr.)
Örtlichkeiten: Chearth               
Zeitraum: Februar 1291 NGZ
Hardcover:
Goldedition:
Leihbuch:
EAN 1: 4399124603003
EAN 2: 91976
Ausstattung:  Report Nr.306 mit Datenblatt
Anmerkungen: 
Besonderheiten: 
"Seite 3"

Eigentlich ist die Galaxis Chearth eine sehr friedliche Sterneninsel, in der größere Konflikte seit Jahrtausenden der Vergangenheit angehören. Mit den wasserstoffatmenden Gharrern besitzt die Galaxis zudem ein Volk, das zur Koalition Thoregon gehört. Doch diese Koalition, die sich für den Frieden im Kosmos einsetzt, wird von gewaltigen Gefahren bedroht - und auch Chearth wird angegriffen. Die Algiotischen Wanderer erobern mit 200.000 Raumschiffen große Teile der Sterneninsel. Ihr Ziel: Sie wollen den sogenannten Sonnentresor öffnen, ein gigantisches kosmisches Gebilde in Chearth, weil sie glauben, einer ihrer Götter werde darin gefangengehalten.
Was die Algiotischen Wanderer nicht wissen können: Im Sonnentresor leben die Guan a Var, die Sonnenwürmer. Wenn sie ausbrechen, droht das Ende aller intelligenten Wesen der Galaxis.
Weil die Gharrer allein mit der Bedrohung nicht fertig werden, betritt Mhogena, der Fünfte Bote von Thoregon, die Brücke in die Unendlichkeit und reist in die Milchstraße. Auf der Erde und auf Arkon sucht er Hilfe für sein Volk. Er bekommt sie, doch die Hilfe ist schwach: Gerade mal elf Raumschiffe brechen von der Milchstraße aus nach Chearth auf. Doch die kleine Truppe unter Atlans Führung nimmt den Kampf auf.
Einen neuerlichen Höhepunkt erreicht der Konflikt im Frühjahr 1291 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Galaktiker dringen ins Innere des Sonnentresors ein, um direkten Kontakt zu den Guan a Var zu suchen. Zum »Gesprächspartner« werden DIE SONNENWÜRMER...

 
Die Hauptpersonen
Ronald Tekener Der Smiler leitet die Operation Sonnentresor
Verhaanda Der Joridaer macht eine folgenschwere Entdeckung
Rha'a'beth Der Sonnenwurm erweist sich als gnadenlos
Koolaas Er ist der letzte seiner Art
Vincent Garron Der Mutant gewinnt wichtige Erkenntnisse
So'o'both Der Guan a Var ist mitteilsam

Allgemein
Titelbildzeichner: Ralph Voltz
Innenilluszeichner: Alfred Kelsner   
Kommentar / Computer: Rainer Castor: Hyperraumwesen
PR-Kommunikation: Perry Rhodan Weltcon 2000
Statistiken: Dieter Wengenmayr: Weltraum-Philatelie
Witzrakete: Ulrich Magin: PR-Fans privat (im Report)
Leserbriefe: Dirk Stefan Schmelz / Robert Praetzler / Anton Zinkl / Christian Becker / Tino Lang / Marco Limbach / Gerald Sommerfeld / Sandro Wiggerich / Jens Gruschwitz / Irene und Frieder Kempe / Bärbel Arndt / Michael Grüne
LKSgrafik: Dieter Wengenmayr: Foto - Ersttagsbrief zum 45.Geburtstag von Arndt Ellmer
Leserstory:
Rezensionen:
Lexikon - Folge:                            
Glossar: Avataras    Dermont, Oliver     Xions Impulsgeber    Lykhol    Nan er Orvan    Rizz, Elgor    Somnaro    Tazolar    Yeguenol    YON A PAT                               
Computerecke:
Preisauschreiben:
: -

Journal

Journaldaten: Nummer: / Seite:
Journalgrafik:
Journaltitel:
Journalnews:

Clubnachrichten / ab PR 3001 - Perry Rhodan-Fanszene
Clubdaten: Nummer:  / Seiten:
Clubgrafik:
Nachrichten:
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Magazine:
Fan-Romane:
Internet:
Veranstaltungen:
Sonstiges:

Report

Titelbild:


Reportdaten: Nummer: 306 - Seiten: 12
Cartoon : Rüsselmops - der Außerirdische (Folge 180) / Ulrich Magin: PR-Fans privat
Reporttitel: Report-Intro (Hubert Haensel) / Roland Triankowski: Die Ritter der Tiefe / Andreas Finding: Ein Lausbiber kommt selten allein
Reportgrafik: Bernhard Kletzenbauer: Nach den Sternen greifen
Reportfanzines:

Reportriss:


Reportclubnachrichten:
Reportnews:
Reportvorschau: Verlagspublikationen August 1999
Reportriss: Mark Fleck : Raumstation der Algiotischen Wanderer

Innenillustrationen

PYXIS - Konfrontation (mit Knotenschiff)
Zeichner:  Alfred Kelsner  
Seite:39
© Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt


»Hier spricht Ronald Tekener, Befehlshaber der PYXIS. Wir wollen keinen Kampf mit euch, Norgo ro Yong, aber wenn ihr euch nicht zurückzieht, werden wir euch vernichten!«
»Nun tötet ihn endlich!« rief Norgo ro Yong.
»Ausweichmanöver!« brüllte Praga re Nolo. »Sämtliche Energie in die Styg-Schirme!«


Zeichner:  
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© Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt



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Inhaltsangabe

Vesta-Kreuzer PYXIS, Gegenwart: Die multiple Persönlichkeit Vincent Garrons hat sich endgültig im Körper des Avatara IV eingerichtet. Trotz des neuen Körpers sieht der Mutant noch immer monochrom. Laut eigenen Angaben kann er lediglich von den Sonnenwürmern einen Farbeindruck erlangen. Nachdem es erneut zu Schwierigkeiten mit Garrons "Soboth" Persönlichkeit kommt, kann das wahre "Ich" des Mutanten die Oberhand erlangen und den neuen Körper kontrollieren - vorerst. Tekener möchte von Garron alle nur möglichen Informationen über die Sonnenwürmer erhalten, doch der Mutant tut sich schwer die hyperphysikalischen Erscheinungen und Erfahrungen, die er im Zusammenhang mit den Sonnenwürmern macht in Worte zu fassen. Allein die Beschreibung, wie er mit dem einzigen bisherigen Kontakt, dem Sonnenwurm So'o'both kommuniziert, übersteigt Garrons Vokabular.
 
Trotzdem beginnt Garron nach Tekeners Aufforderung zur berichten, was er bisher über die Sonnenwürmer erfahren hat. Vor etwa 100.000 Jahren in der Galaxis Louipaz: Der Joridaer Verhaanda und sein "Sinnesbruder" Xypons entdecken in einem abgelegenen Kugelsternhaufen der Galaxis Louipaz ein seltsames Hyperphänomen. Auf einer extremen Wüstenwelt, trifft Verhaanda auf eine faszinierende Lebensform. Es handelt sich um einen gigantischen Wurm, der durch den Sand wie durch Wasser pflügt und energetische Blitze im Hyperspektrum verschleudern kann. Diese Spezies interessiert den Joridaer so stark, das er beschließt ein Exemplar zu fangen. Die ersten Versuche scheitern kläglich und Verhaandas Sinnesbruder plagt eine unheilvolle Vorahnung. Mit einem Trick gelingt es Verhaanda dann doch 3 der Würmer zu fangen und zu paralysieren. Es ist sein festes Ziel sie mitzunehmen.
 
Auf Ohmgara, einer planetaren Basis beginnt Verhaanda das Studium der gefangenen Hornwürmer. Verhaanda findet bald heraus, das sich die Energieorgane der Würmer durch Genmanipulation noch stärker herausbilden lassen. Der Joridaer Guanaar züchtet schließlich durch gezielte Genmanipulation Abkömmlinge der Würmer, die größer, intelligenter, aber auch mit verblüffenden Fähigkeiten ausgestattet sind. Sie können Körperstellen kleinen Luken gleich öffnen und einem Joridaer Einlaß gewähren. Im Innern des Wesens gibt es technische Apparaturen, die an die Zentrale eines Raumschiffes erinnern. Die Guana, wie ihr Schöpfer sie nennt, sind in der Lage jegliche Arten von elektromagnetischen Wellen zu verarbeiten und große Mengen an Sonnenenergie zu speichern, bündeln und als Hyperenergie abstrahlen. Die Guana können den Hyperraum als Transportmedium nutzen und für die Joridaer quasi als organische Raumschiffe fungieren.
Louipaz vor etwa 40.000 Jahren: Längst waren die Guana zu perfekten organischen Raumschiffen gereift. Sie versorgen die Besatzung mit Atemluft, Nahrung und allem was man zum Überleben im Weltraum braucht.
 
Für all diese Aufgaben benötigen die Guana jedoch enorme Mengen an Energie, die sie sich von nahen Sonnen abzapfen. Vereinzelt kommt es zu Fällen, in denen entartete Guana über Sonnen herfallen und so viel Energie zapften, bis diese sich zur Nova entwickeln. Die organischen Raumschiffe verständigen sich untereinander mit höherdimensionalen Impulsfolgen, Hypersignalen, die einem konventionellen Funkcode ähneln. Die Joridaer begeben sich mit ihren Schiffen auf die große Suche nach der Ursprungswelt und der ursprünglichen Heimat der ersten Hornwürmer. Als die Joridaerin Haans schließlich den Wüstenplanet entdeckt, ist es zu spät. Schiffe der Yllopter, einem weiteren Volk aus Louipaz, haben bereits einen unlöschbaren Atombrand gelegt. Als Haans das System resigniert verlassen will, verweigert ihr Guana den Gehorsam. das organische Schiff meutert! Die Auslöschung seiner Urahnen hat den Guana dazu bewogen alle Sicherungen zu überwinden und sein Schicksal selbst zu bestimmen. Über Hyperimpulse informiert der Guana namens Rha'a'beth seine Artgenossen.
 
Die Guana werden nun Guan a Var genannt und haben schon viel Leid über Louipaz gebracht. Durch die gentechnische Manipulation haben sich die ehemaligen Hornwürmer zu wesen des Hyperraums entwickelt. Die Vermehrung findet durch Teilung statt, bei der die Sonnenwürmer ihre Intelligenz einbüßen.
Gegenwart, 1291 NGZ: Noch während dem Bericht von Vincent Garron tauchen die restlichen Schiffe der Algioten in die Atmosphäre von Skoghal ein und greifen die PYXIS an. Bei diesem riskanten Manöver werden alle feindlichen Schiffe vernichtet, mit ihnen der Scoctore Norgo ro Yong. Trotzdem hat die Besatzung der PYXIS eine Hiobsbotschaft zu überbringen, denn 3 der Sonnenwürmer ist der Ausbruch aus dem Sonnentresor geglückt. Die Hyperwesen sind mit unbekanntem Ziel in einer Transition verschwunden.

 
Rezension

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Inhaltsangabe 2

Nach einem Tag gelingt es dem Kreuzer PYXIS und den drei Space-Jets doch, die Korona Skoghals zu verlassen und den Algioten zu entkommen. Indessen übernimmt die Soboth-Persönlichkeit wieder die Kontrolle über Vincent Garron in dem Avatara-Körper. Mittels eines Psychotricks schafft es Ronald Tekener, dass der Todesmutant nach drei Tagen wieder die Kontrolle zurückerhält. In dem künstlichen Körper leidet der Mutant jedoch stark unter seiner Farbenblindheit.
 
Der Scoctore Norgo ro Yong büßt durch seine Krankheit nach und nach den Bezug zur Realität ein. So verliert er bei der Verfolgung der galaktischen Schiffe durch Fehlentscheidungen zwei weitere Knotenschiffe. Trotzdem werden diese gestellt, aber sein Flaggschiff-Kommandant Praga re Nolo rät von einem Angriff ab. Tatsächlich setzt der Gegner seine gefährlichste Waffe – die Transformkanone – ein, die bislang innerhalb des Sonnentresors nicht funktionierte. Zuerst geht das letzte Knotenschiff verloren, dann materialisiert eine Transformbombe direkt in der Zentrale der YON A PAT. Kurz vor seinem Ende vermeint ro Yong, Gaintanu zu erblicken.
 
Dass der Kreuzer der VESTA-Klasse die Transformkanone einsetzen kann, verdankt die Besatzung dem ertrusischen Feuerleit-Chef Elgor Rizz, der die Waffe modifizieren konnte. Die Galaktiker bergen 17 überlebende Tazolen. Des Weiteren wurde während des Gefechts beobachtet, wie neun Sonnenwürmer Skoghal verließen. Bis zum 25. Februar 1291 NGZ werden sechs durch die Kraftfelder des Tresors zurückgelenkt. In dieser Zeit berichtet So'o'both-Garron von seinem Volk, den Guan a Var:
 
Vor 100.000 Jahren waren die Joridaer die beherrschende Lebensform der Galaxie Louipaz. Die an Kalmare erinnernden Wesen hatten anfangs einen großen Expansionsdrang, doch nach Besiedlung von 3412 Planeten zogen sie sich zurück und ihr Interesse galt fortan der Genkonstruktion.
 
Zusammen mit Klonen, die sie als Sinnesbrüder bezeichneten, bereisten die Joridaer in ihren Flimmersphären ihre Heimatgalaxie. So entdeckten Verhaanda und sein Sinnesbruder Xypon auf einer abgelegenen Wüstenwelt im Halo von Louipaz fünf bis sechs Meter lange Sandwürmer. Diese waren imstande, Hyperenergien aufzunehmen und in Form von Blitzen wieder abzugeben. Mit seiner Sphäre LHAMAAR fing er drei der halbintelligenten Würmer ein und brachte sie zum Stützpunkt Ohmgara. Dort erschuf der Genkonstrukteur Guanaar in 120 Jahren die Guana, die über eine höhere Intelligenz verfügten. Deren Körper waren 20 Meter lang und verfügten über eine Art Tasche, die Passagiere aufnehmen konnte. Vor allem aber konnten die Guana transitieren und dienten somit als lebende Raumschiffe.
 
Zeitgleich erkannte Xypon, dass die Guana die Sinnesbrüder ersetzen würden. Er wollte mit weiteren Klonen dagegen aufbegehren, doch aufgrund des einprogrammierten Schöpferschutzes töteten sie sich selbst.
 
Nach dem Aufstand wurde das Verbot zum Selbstkloning erlassen. Rund 60.000 Jahre später ist dann Rihaansa die letzte Joridaerin, die ein Alter Ego ihrer selbst erschuf. Das ganze Volk hatte inzwischen alle Planeten aufgegeben und lebte in Symbiose mit den Guana, die jetzt 60 Meter maßen. Die Verständigung erfolgte über höherdimensionale Impulsfolgen.
 
Zu der Zeit entzogen sich einzelne Guana ihren Joridaern. Diese verwandelten Sonnen bewohnter Systeme durch Energieentzug in Novae – und die Joridaer begriffen, welche Gefahr Louipaz drohte. Um der Fehlentwicklung entgegenzuwirken, begann die Suche nach der vergessenen Ursprungswelt der Guana.
 
Es waren Rihaansa und ihr Sinnesbruder Haans, die die Welt fanden. Doch sie kamen zu spät und erlebten, wie 28 Schiffe der Yllopter aus Rache die Wüstenwelt zerstörten. Danach erlebte Rihaansa, wie Rha'a'beth, ihr Guana, sich gegen sie erhob. Er, der nicht wusste, was es mit der Wüstenwelt auf sich hatte, zwang Rihaansa und ihren Sinnesbruder, Gift zu trinken.
 
Während der nächsten 20.000 Jahre mutierten immer mehr Guana, und ihre Affinität zum Hyperraum wurde so groß, dass sie den Normalraum gar nicht mehr wahrnahmen. Sie verloren ihre herkömmliche Denkfähigkeit, und dadurch versagte der Schöpferschutz. Wie im Wahn befielen die Guan a Var, wie sie inzwischen von den Völkern Louipaz genannt wurden, mehr und mehr Sonnen. Gleichzeitig starben alle Joridaer, zuletzt Koolaas durch Yoba'a'teth.
 
Abschließend erklärt So'o'both, er sei als letzter intelligenter Guan a Var in Louipaz geboren worden. Alle anderen seien längst nur noch instinkthandelnde Wesen. Durch den Kontakt mit dem Mutanten sei er sich jetzt seiner Rasse-Erinnerung bewusst geworden. Als die Hyperenergien der Sonnen in Louipaz erschöpft waren, folgten die 100.000 Guan a Var der Verlockung eines fernen kosmischen Leuchtfeuers. So gerieten sie in die Falle des Sonnentresors, dessen Geometrie für sie unüberwindlich ist.
 
Aufgrund des begrenzten Energievorrats hat sich ihre Zahl bis heute auf 25.000 reduziert. Und erst jetzt, durch Garron, ist sich So'o'both bewusst, welche Zerstörungen sein Volk anrichtete. Andererseits ist durch die Kommunikation mit anderen Intelligenzen, die für ihn immer ein Genuss war, seine Selbstzucht verloren gegangen. Kurz darauf unterliegt So'o'both dem lange unterdrückten Drang zur Teilung und verliert dadurch als letzter Guan a Var seine Intelligenz. Fast zeitgleich gelingt den drei übrigen Sonnenwürmern, die Skoghal verlassen konnten, die endgültige Flucht aus dem Sonnentresor.

Perrypedia


Kommentar / Computer

Hyperraumwesen

Wenn man sich vor Augen führt, wie schwer es fällt, einen anderen Menschen zu verstehen, und dieses Problem vielfach gesteigert überträgt, erhält man eine vage Ahnung dessen, was für Barrieren und Hürden wirklich beim Kontakt mit Fremdvölkern bestehen. Und da behaupten doch schon auf der Erde Frauen wie Männer von Vertretern des jeweils anderen Geschlechts, es sei unmöglich, ihre Gedanken, Handlungen und Gefühle zu begreifen ... Kleinste Nenner einer gemeinsamen Konvention sind notwendig, um Fremdkontakte nicht zu einer Abfolge von Mißverständnissen und zu permanenten Konflikten werden zu lassen - »Schnittmengen« gewissermaßen, die ganz einfach vieles außen vor lassen müssen. Unter Lemurer-Nachkommen und vergleichbaren »hominiden« Wesen läßt sich das einigermaßen bewerkstelligen, nicht zuletzt durch eine speziesübergreifende, mehr oder weniger künstlich geschaffene, auf logisch-mathematischen Grundlagen basierende Sprache wie beispielsweise der lingua franca des Interkosmo. Nimmt nun ein Gataser mit seiner in den Ultraschallbereich hineinreichenden Kommunikationsweise an einem solchen Gedankenaustausch teil, ist zunächst die damit verbundene Schwierigkeit zu überwinden, ehe es überhaupt an die Inhalte und ihre Diskussion gehen kann. Translatoren und die Mittel syntronischer Berechnung helfen hier naturgemäß, machen jedoch deutlich, daß die Kontaktherstellung an sich problematisch genug ist. Als Beispiel kann auch die Entschlüsselung von Walgesängen dienen, da hier ein anders gearteter Lebensraum hinzukommt, verbunden mit seiner Wahrnehmung und völlig anderer Weltsicht. Um wie viel gravierender ist da erst ein solcher Kontaktversuch bei Geschöpfen wie den Guan a Var, denen sogar der Bezug zum uns vertrauten Raumzeitkontinuum fehlt?
 
Die Schwierigkeit beginnt bereits damit, daß wir vom »Hyperraum« (sofern es überhaupt den Hyperraum gibt ...) bestenfalls vage Vorstellungen und Modellbilder besitzen, welche ihrerseits in erster Linie auf mathematischen Formalismen beruhen. Das oft zitierte Gleichnis von den zweidimensionalen »Wanzen-Wesen« mag hierbei zwar recht anschaulich sein, hilft in der Praxis aber nicht sonderlich, wenn wir mit Hyperraumwesen konfrontiert sind, die ja ebenfalls mit diesen Problemen zu ringen haben. Der Unterschied der eigentlichen Weltsicht bleibt evident. Was kennzeichnet, so weit wir es sagen können, den Hyperraum? Im Verhältnis zur uns bekannten Welt ist er eine Singularität. Dieser Begriff ist in der Physik der Ausdruck dafür, wenn eine physikalische Größe unendlich wird und/oder wenn die bekannten physikalischen Gesetze ihre Gültigkeit verlieren; eine Bedingung - kein Raum, keine Zeit, keine Materie -, die aus unserer Sicht für den Hyperraum zutrifft und bei der die Mathematiker von »Nullmenge« sprechen. Allgemein formuliert und vereinfacht gilt nach der dimensionsgeometrischen Betrachtung, daß Figuren der 2-D-Ebene von Geraden begrenzt werden, Figuren im 3-D-Raum durch Flächen und solche der »vierten Dimension« eben von Körpern, während Figuren fünfdimensionaler Struktur sogar von vierdimensionalen Polytopen ihre Gestalt verliehen bekommen - und entsprechend viele »Körper«, »Flächen« und so weiter aufweisen. Mit Blick auf das Multiversum wird weiterhin ausgesagt, daß Teilkontinua des Hyperraums dem Standarduniversum parallele, alternative, komplementäre und sonstwie verschiedene Universen darstellen, deren Ganzheit aber mehr als nur die bloße Summe der Teile ist.
 
Zur Beschreibung dienen unter anderem Modelle auf holistischer Basis, die von einer mehr oder weniger potentiellen, akausalen, nicht-lokalen Verbundenheit von »allem mit allem« ausgehen, auf die vielleicht an anderer Stelle im Einzelnen einmal eingegangen werden kann. Sofern keine Schutzmaßnahmen ergriffen werden - beispielsweise in Gestalt einer Grigoroffschicht oder einem Halbraumfeld -, bedeutet für uns das Eindringen »in den Hyperraum« der Verlust der raumzeitlich fixierten Struktur, vereinfachend »Entmaterialisation« genannt. Modell hierzu kann ein Dia-Projektor sein, dessen Bild nur dann sichtbar ist, wenn die Projektionsebene einer Leinwand in den Strahlengang gehalten wird. Sowie diesem flächig projizierten Bild aber Gelegenheit gegeben wird, Tiefe und Körperlichkeit zu entwickeln - beispielsweise die Projektion in einen Glasbehälter erfolgt, der mit trüber Flüssigkeit gefüllt ist -, wird das ursprünglich klare und konturenscharfe Abbild undeutlich, fließt auseinander und verschwimmt. Für die Guan a Var könnte dieses Verschwommene ihr Bild von unserer Welt sein - vielleicht. Ihnen eigen ist dagegen die direkte Wahrnehmung des Hyperspektrums, der Umgang und das Leben mit fünfdimensionalen Strukturen, der Rest ein im wahrsten Sinne des Wortes Schattenhaftes ... - das ist und bleibt die nicht zu überwindende Hürde. Daß die Guan a Var ihren natürlichen Trieben von Ernährung und Arterhaltung folgen und gar nicht begreifen, nicht begreifen können, was sie damit im Standarduniversum anrichten, macht die Angelegenheit nicht einfacher. Im Gegenteil, wie folgendes Beispiel zeigt: »Lieber Terraner, deine Art zu Leben zerstört uns und unsere Welt«, sagt die 2-D-Wanze. »Bitte hör auf zu atmen ...« Unsere Antwort dürfte wohl der der Sonnenwürmer gleichen ...
 
Apropos 1976:
Agatha Christie stirbt; der Autogurt wird Pflicht in der Bundesrepublik; der Physiker Werner Heisenberg stirbt; der Film »Einer flog über das Kuckucksnest« erhält fünf Oscars; in Seveso kommt es zu einem Giftgasunfall mit TCDD; die Reinigung einer von Joseph Beuys gestalteten Badewanne führt zum Gerichtsverfahren, an dessen Ende die Wuppertaler Stadtverwaltung zur Zahlung von 165.000 DM Schadensersatz verurteilt wird ...

Rainer Castor

   
NATHAN