Monochrom-Tragödie


Kommentarnummer: 1146

Heftnummer: 2022

Erschienen: 01.01.1970

Betrifft die Begriffe:

Monochrom-Mutanten    

   

Autor:

Rainer Castor

Erster Teil:

2001

Weitere Teile:

            



Korrekt war Moharion Mawreys »Geheimniskrämerei« sicher nicht, vor allem nicht Perry Rhodan als Terranischem Residenten gegenüber. Auch einer Residenz-Ministerin für Mutantenfragen steht es nicht zu, solch eine »eigene Informationspolitik« zu betreiben. Aber irgendwie ist sie menschlich sehr gut zu verstehen - bei den Erkenntnissen! Manchmal ist vielleicht wirklich besser, gewisse Dinge und bevorstehende Entwicklungen nicht zu kennen, weil das Wissen darum in seiner ganzen Ausweglosigkeit eigentlich nur bodenlose Verzweiflung erzeugt...
 
Ungezählte Wesen werden sicherlich Monos in der Zeit seiner Diktatur und die mit ihr verbundenen Lebensumstände lauthals verflucht haben, und nun kommen nochmals Zigtausende hinzu. Wer gedacht hat, die Schrecken jener Dunklen Epoche seien überstanden, mußte sich inzwischen eines Besseren belehren lassen. Nicht genug, daß rund 150 Jahre danach weiterhin an zahllosen Stellen der Milchstraße mit den Nachwirkungen zu kämpfen ist - nein, nun kommt die mit den Monochrom-Mutanten verbundene Tragödie hinzu. Und was unter Umständen noch an weiteren bösen Hinterlassenschaften auf irgendeinem Planeten verborgen sein könnte, wollen wir uns besser nicht vor Augen führen. Fest steht, daß die Monochrom-Mutanten einem genetisch-paranormalen Großexperiment der Monos-Zeit entstammen, das einerseits zwar - mit Blick auf die ursprüngliche Zielsetzung - als Fehlschlag eingestuft wurde, nun jedoch unter dem Langzeitaspekt mehr als tragische Wirkungen zeitigt. Wie letztlich die Monochrom-Mutanten als Nachkommen der nach Horrikos Abgeschobenen entstanden sind, ist nicht hundertprozentig geklärt worden. Mit großer Wahrscheinlichkeit dürfte es jedoch der »Jahrhundertorkan« gewesen sein, jener Hypersturm von verheerender Stärke, der vom 2. bis 9. März 1246 NGZ in der halben Milchstraße sämtliche Raumfahrt lahmlegte. Daß Vincent Garon am 9. März 1246 NGZ geboren wurde, also exakt gegen Ende dieses Jahrhundertorkans, unterstreicht diese Vermutung, kann sie aber nicht beweisen. Vince war und blieb ein Sonderfall, denn eine organische Ursache für seine Monochrom-Sicht lag beispielsweise nicht vor. Diese hing wohl ebenso wie seine späteren Supermutantenkräfte sehr eng mit dem Hyperausbruch der Opus-Delta-Nova am 19. März 1273 NGZ zusammen, der das weckte oder aktivierte, was ihn zu dem machte, was er war...
 
Die von Perry Rhodan beauftragten und offensichtlich zu striktem Stillschweigen vergatterten Forschungsinstitute konnten inzwischen mit weiteren Ergebnissen aufwarten, die hier noch einmal kurz zusammengefaßt werden sollen:
 
1. Sämtliche Monochrom-Mutanten sind unfruchtbar, obwohl keine organische Ursache dafür festzustellen ist; es gab definitiv noch nie von Monochrom-Mutanten gezeugte Kinder.
 
2. Seit 1300 NGZ wurden keine weiteren Monochrom-Mutanten geboren, was bedeutet, daß die in der Nachwirkung des Jahrhundertorkans initiierte »Zündung« zeitlich befristet war. Das bedeutet: Die Horrikos-Nachkommen haben entweder ihre paranormal begabten Kinder inzwischen zur Welt gebracht, werden in Zukunft keine solchen mehr bekommen oder ebenfalls unfruchtbar sein.
 
3. Die aus der Monos-Zeit stammende »genetische Sicherung« ist das eigentlich Teuflische, gedacht als Schutzmechanismus, bei dem die Aktivierung der Parafähigkeiten zwangsläufig mit einer Begrenzung der Lebensspanne einhergeht. Die Konsequenz ist ebenso eindeutig wie erschütternd: In absehbarer Zeit werden sämtliche Monochrom-Mutanten sterben, und es gibt kein Mittel, dieses Schicksal abzuwenden!
 
All diese Erkenntnisse hat Moharion Mawrey verschwiegen. Daß die Monochrom-Mutanten deshalb das Vertrauen in die Residenz-Ministerin verloren haben, braucht nicht zu verwundern. Der Versuch, das verbleibende »Restleben« in die eigene Hand zu nehmen, ist wohl mehr als verständlich und folgerichtig. Ob jedoch die Umsiedlung in eine reine Mutantenstadt wie Jor Jueglo alias Para-City der richtige Weg ist, muß sich erst noch erweisen. Rein rechtlich betrachtet könnte dem Vorhaben von Falo Gauses Mutantenring nur mit massivem Geschütz begegnet werden, sprich: bei einer erwiesenen Bedrohung der öffentlichen oder gar solaren Sicherheit. Beispielsweise durch die Tatsache, daß solch ein mutantisches Potential unter Umständen nicht weit von einer »kritischen Masse« entfernt ist und viele Unwägbarkeiten beinhaltet, die von spontaner Blockbildung über die Gefahr eines Paraorkans gewaltigen Ausmaßes bis zum kollektiven Amoklauf reichen können. Daß eine Gefahr dieser Art objektiv gesehen sogar besteht, wenn eine solche Mutanten-Anzahl an einem Platz gedrängt versammelt ist, viele davon Jugendliche und in ihren paranormalen Kräften mehr oder weniger ungeschult, kann in einer Gesellschaft wie der Liga Freier Terraner jedoch nur eine Seite der Medaille sein. Die andere betrifft freie Wohnortwahl, Freizügigkeit, persönliche Selbstbestimmung und demokratische Grundsätze.
 
Auf diese Seite der Medaille setzt Perry Rhodan, als er Moharion Mawrey widerspricht, sie brüskiert und die Ansiedlung der Monochrom-Mutanten in Para-City gestattet. Bei 35.000 Personen ist eine ausreichend große Gemeinschaft gegeben, ein eigenes Gemeindeparlament zu wählen. Wenn es keine Einmischung von außen geben soll, muß diese Gemeinschaft allerdings ihr tägliches Miteinander selbst regeln. Ob es gelingt, bleibt abzuwarten. Abschließend ist noch auf einen weiteren Aspekt der Monochrom-Tragödie hinzuweisen, die Perry Rhodan persönlich betrifft und ihm schlaflose Nächte bereitet: Da Mondra Diamond von Horrikos stammt, ist aus Perrys Sicht davon auszugehen, daß Delorian ebenfalls als Monochrom-Mutant geboren wurde - mit allen damit verbundenen Konsequenzen! Perry muß also damit rechnen, seinen Sohn niemals lebend zu sehen...


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